Inhaltsverzeichnis
Last Updated on 7. Januar 2020 by
Reisemüdigkeit auf meinen Reisen
Es klang spannend, als ich von Ulrike vom www.bambooblog.de den Artikel über die Reisemüdigkeit auf Langzeitreisen las. Nun, was versteht man unter Langzeitreisen? Einige denken an den letzten Urlaub, der ja gefühlt soll lang, weil so schlecht war. Manche denken an Reisen, die ein paar Monate oder ein Jahr dauern. Ulrike wollte eine Blogparade starten, der Gedanke gefiel mir, da ich aber gerade zu solch einer Langzeitreise unterwegs war, verschob ich es den Bericht zu schreiben. Doch der Gedanke blieb im Kopf und so erlebt Ihr jetzt meine Gedanken zur Reisemüdigkeit auf Langzeitreisen.
Meine persönlichen Momente der Reisemüdigkeit
Zuerst einmal fiel mir meine ganz persönliche Definition der Langzeitreise auf ! Das ist doch mein Leben, eine nun fast 63 Jahre andauernde Reise von Berlin aus, durch Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien und noch viel weiter. Mit fast 18 Jahren wollte ich auf der Calypso, dem Forschungsschiff des berühmten Meeresforschers Jacques Cousteau in Monaco anheuern… sorry, aber das ist ja eine andere Geschichte.
Für mich gab es einige Momente dieser „Reisemüdigkeit“ auf meinen vielen Reisen. Dabei war und ist es nicht immer eine körperliche Müdigkeit. Oft kommt eine psychische Reisemüdigkeit ganz ohne Vorwarnung und unter den verschiedensten Umständen !
Ausgepowert in Myanmar
Eine der Reisen, bei der alles zusammen traf, war meine Reise nach Myanmar. Es war geplant nach dem zwei monatlichem Aufenthalt in Thailand noch einen Monat in Myanmar anzuschließen und durch das Land zu reisen, um für meine HDAV Reisevorträge noch Fotos aufzunehmen. Gut vorbereitet brach ich also von Bangkok per Flugzeug auf, um die erste Station in Mandalay zu erreichen. Die Klimaanlage im Flugzeug lief auf Hochtouren und ich kam durchgeschwitzt auf meinem Sitzplatz an. Auch der Taxifahrer, den ich vorgebucht hatte, meinte es sehr gut mit mir und gab mir klimatechnisch den Rest. Es folgten die üblichen Besichtigungstouren und wenn es eben mal nicht gerade die Klimaanlage war, dann gaben mir die ewig laufenden Ventilatoren (wahre Bakterien, Viren und Keim-Quirle) eins auf die Mütze.
Irgendeiner dieser kleinen Viren oder Bakterien hatte sich den Weg durch mein sonst so intaktes Immunsystem gebahnt und sorgte dafür, dass ich Fieber mit allem Drum und Dran bekam und zu sterben bereit war ! Ihr wisst ja, wahre Männer leiden anders!!! 😉
Was aber für mich die Sache noch viel komplexer machte war der Zustand, dass mein Reisepensum die alte Königstadt Mrauk-U vorgesehen hatte und der liebe Reiner immer das erreicht, was er sich vornimmt 😉
Jetzt aber Spaß beiseite, ich war fertig, alle, erledigt und so wanderte ich ins Krankenhaus in Mandalay, bekam Antibiotika und die strikte Anordnung einer älteren, sehr resolut auftretenden Ärztin, mir Ruhe zu gönnen. Eines aber blieb, dieser Gedanke: Reiner – was tust Du dir eigentlich an ? So brach ich also diese Reise und alle Pläne vorzeitig ab und es dauerte eine ganze Weile noch, bis ich mich von dieser Reisemüdigkeit erholt hatte und begann, wieder neue Reisepläne zu schmieden.
Reisemüdigkeit der ganz anderen Art
Manchmal ist das Beste einfach zu viel ! Was geschieht mit jemandem, der auf einer 40 Meter Luxusyacht in einem gekühlten Whirlpool mit einem Glas Champanger sitzt – und das an den Traumplätzen in Mikronesien mit nur 9 Begleitpersonen und viel mehr Crew und Servicemitarbeitern, die rund um die Uhr für das Wohlergehen sorgen ?
Viele werden jetzt aufschreien und sagen: „Mein Gott – was für ein Traum!“
Mir ging es aber ganz anders! Bei diesem Whirlpoolabend wurde ich tiefsinnig und Reisemüdigkeit überkam mich. Ja, ich hatte alles oder vieles geschafft, auf den Galapagos Inseln mit 300 Hammerhaien vor der Kamera getaucht, Papua Neuguinea mit den faszinierenden Kulturen (hier Teil eins dieser Reisebeschreibung), über 1000 Tauchgängen, danach habe ich aufgehört Logbuch zu führen, an den traumhaftesten Tauchspots dieser Welt, Rotes Meer, Malediven (auch hier ein Rückblick auf die Insel Bathala im Ari-Atoll) , Truk Lagoon doch was kommt nun…?
Was sollte das bitte schön noch toppen?
Das war eine ganz andere Reisemüdigkeit, man könnte es auch depressive Verstimmung nennen. Im Gegensatz zu dem Erlebnis in Myanmar war es hier einfach das Zuviel des Guten. Die berühmte Superlative die übertroffen werden sollte oder musste?
Reisemüdigkeit in einem ganz anderen Sinn
Wie Ihr an meinen Reiseberichten und Kulturpostings hier lesen könnt ist die Reisemüdigkeit, wann immer ich sie hatte, gewichen und frei nach meinem Leitsatz von Aldous Huxley, einem britischer Schriftsteller: „Reisen bedeutet herauszufinden, dass alle Unrecht haben mit dem, was sie über andere Länder denken.“ treibt mich nun seit sehr langer Zeit wieder in Asien voran.
Die Reisemüdigkeit ist der Neugierde gewichen. Ich habe gelernt, dass beim Älterwerden der Körper sein Recht auf Müdigkeit einfordert, jedoch jede Minute, ja jede Sekunde meiner Reisen das kostbarste Erleben ist, was mir durch die Geburt geschenkt wurde.
Ich wünsche Euch millionen dieser Sekunden und dass Ihr auch versteht: jede Reisemüdigkeit verschwindet auch wieder !!!
Euer Reiner
Anmerkung, da ich momentan in Thailand unterwegs bin konnte ich nicht auf mein persönliches Bildarchiv zugreifen und nutze einige Bilder aus einem fremden Bildarchiv. Ich bitte das zu verzeihen.
Ein toller Artikel und ich kenne das auch. Bei mir setzt Reisemüdigkeit nach 2 Monaten ein, dann kommt das Bedürfnis länger als eine Woche an einem Ort zu bleiben und irgendwie Alltag und Routine zu erleben. Wenn ich dann einige Wochen pausiert habe, geht’s aber wieder weiter 🙂 vielen Dank für den schönen Bericht. Viele Grüße, Nina
Hallo Nina,
vielen Dank für den Kommentar! Ja, irgendwann wird alles zu viel! Selbst der schönste Ort und die schönste Reise. Ich werde natürlich auch mal ein Gegenbesuch auf Karl-reist machen und mal schauen was Ihr so macht!
Liebe Grüße vom Reiner