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Last Updated on 1. Februar 2023 by
Die Stadt Bangkok als großer Problemraum in Thailand
Großstädte haben es oft an sich sich zu Problemfällen zu entwickeln. So ist Bangkok zu einer solchen Stadt der Probleme in Südost Asien mit den vielfältigen negativen Auswüchsen geworden.
Bangkok in Zahlen
Fläche: 1.569 km²
Koordinaten: 13° 45′ N, 100° 31′ O
Einwohner:
1960: 2.136.435
1980: 4.697.071
2000: 6.320.174
2010: 8.249.117
2019: 16.255900 (geschätzt)
Heute wird die Zahl der Einwohner auf 12 bis 16 Millionen geschätzt. Genauere Angaben gibt es aufgrund eines fehlenden Meldewesens und einem ungeordneten Zuzug in die Hauptstadt nicht. Damit dürfte Bangkok zu den 20 Einwohnerstärksten Städten der Welt zählen.
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Die geschichtliche Entwicklung der Stadt
1767 wurde die frühere Hauptstadt Ayutthaya von den Burmesen zerstört. Der damalige König Phra Phutthayotfa Chulalok Rama I. gründete an der Stelle eines alten Forts nahe des Flusses Maenam Chao Phraya die neue Stadt Bangkok. Um die Wichtigkeit dieser Stadt zu unterstreichen verlieh Rama I. ihr den Namen: Krung Thep Mahanakhon Amon Rattanakosin Mahinthara Ayuthaya Mahadilok Phop Noppharat Ratchathani Burirom Udomratchaniwet Mahasathan Amon Piman Awatan Sathit Sakkathattiya Witsanukam Prasit. Somit hatte er unwissentlich den längsten Ortsnamen einer Hauptstadt in der Welt erschaffen. 😉 Auch die Übersetzung ist beeindruckend: Stadt der Engel, große Stadt, Wohnsitz des Smaragd-Buddhas, unbezwingbare Stadt des Gottes Indra, große Festung der Welt, Hort der der neuen Edelsteine, geweihte Stadt der riesigen Paläste, die dem Paradies ähnelt, in dem der wiedergeborene Gott regiert… Die Thailänder nennen die Stadt nur kurz Krung Thep – Stadt der Engel.
Bangkok im Zeittalter der Klongs
Seine Majestät Maha Chetsadabodin – oder Phra Nang Klao (Rama III. – 1824 bis 1851 König von Siam) sorgte für den stark erweiterten Ausbau des Wasserstraßensystems. Weiter aussen liegende Regionen fanden so Anschluß an die Hauptstadt und damit an den florierenden Warenhandel, verbunden mit dem wirtschaftlichen Aufschwung
König Rama IV. – seine Majestät König Monkut (1851 bis 1868 König von Siam) ist es zu verdanken, dass Siam das heutige Thailand, sich zum Westen hin öffnete. So wurden die Klongs als Transportweg immer wichtiger um Im- und Export zu ermöglichen.
Mitte des 19. Jahrhunderts lebten schätzungsweise 350000 Menschen in Bangkok, das zu der Zeit jedoch ganz anders ausgesehen hat. Das damalige Leben spielte sich hauptsächlich auf dem Wasser ab. Ein System von Kanälen bildeten die Lebensadern der Stadt. Waren aller Art, Nachrichten und der von Thailändern geliebte Austausch von wichtigen oder unwichtigen Mitteilungen, also der neuste Klatsch und Tratsch wird vom Boot aus geführt. Abwässer fließen ungeklärt in den Fluß und der Müll wandert im hohem Bogen aus dem Fenster ins Wasser. Natürlich waren damals die Dinge viel mehr biologisch abbaubar.
Im Süden der damaligen Stadtmauer entstand Chinatown. Es war eine Ansammlung von chinesischen Händlern, die für weiteren enormen wirtschaftlichen Aufschwung sorgten.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann der bis ins späte 20. Jahrhundert andauernde Umbau der Klongs. Die Wasserstrassen wurden zugeschüttet und zu Strassen ausgebaut. Nur wenige sind heute noch sichtbar.
Die Veränderung des Stadtbildes
Am östlichen Ufer des Chao Phraya wurden im Rahmen des Stadtausbaus die alten Befestigungsanlagen abgerissen und immer mehr der alten Holzhäuser wichen moderneren Steinbauten. Es entstanden eindrucksvolle Straßenzüge wie zum Beispiel die Ratchamnoen Road.
In den folgenden Jahren (1892 – 1916) wurde in Bangkok das Eisenbahnnetz errichtet und sorgte für einen weiteren Aufschwung des Handelsvolumens.
Der Teil Bangkok, der westlich des Chao Phraya lag, war etwas abgehängt. Es gab zu damaliger Zeit nur wenig Brücken über den Fluß, die die beiden Stadtteile verbanden. Gerade im westlichen Teil wurden durch diese Trennung einige der Klongs und der traditionellen Bauten erhalten.
Eine weitere Veränderung erlebte Bangkok in den 60 iger Jahren des 20. Jahrhunderts. Bedingt durch den Vietnamkrieg wurde Bangkok zum wichtigsten Versorgungspunk der Amerikanischen Armee. Als Nebenprodukt dieser militärischen Positionierung wurde die Stadt zum herausragenden Handels-, Dienstleistungs- und Kommunikationszentrum.
Ab den folgenden 80 iger Jahren begann der Bauboom der Hochhäuser in der Region Sukhumvit und Petchaburi.
Erst in den 40 iger Jahren des 20. Jahrhunderts begann der Wandel der Stadtplanung, die sich bis zu diesem Zeitpunkt auf den Königspalast ausgerichtete. Ab dieser Zeit erfolgte immer mehr der Wildwuchs der Stadt, der bis heute nicht zu stoppen war.
Bangkok eine Stadt der Probleme – immer mehr Menschen in Bangkok
Der Zuwachs der Einwohner Bangkoks zeigt bis in die 30 iger Jahre des 20. Jahrhunderts einen gleichmäßigen Anstieg. So stieg die Zahl von 1850 von zirka 350000 bis ins Jahr 1930 auf ungefähr 800000. Dann begann aber eine rasante Zunahme der Menschen, die in die Hauptstadt drängten. Bemerkenswert ist aber, dass die Geburtenrate in Bangkok mit 2,8 Kindern im Vergleich zum Landesdurchschnitt Thailands von 3,5 Kindern geringer ausfällt. Sicherlich ist dies auch durch die wachsende große Anzahl von Singles in Bangkok bedingt zu erklären.
Hier wird aber auch eine Schwierigkeit in Bangkok einer Stadt der Probleme sichtbar, die durch den unkontrollierten Zuzug aus den ländlichen Regionen Thailands bedingt ist. Sehr viele glauben in der Großstadt Bangkok ihr Glück und eine gut bezahlte Arbeit zu finden. Viele, sehr häufig Frauen, die ihre Kinder und Familie ernähren müssen, landen als billige Arbeitskräfte in der Industrie oder im vielfältigen Dienstleistungsgewerbe. Dabei liegt der Altersdurchschnitt bei zirka 15 bis 40 Jahren, wobei der Frauenüberschuss hervorsticht.
Bedingt durch den enormen Zuzug ergab sich eine immer größere Ausdehnung der Fläche Bangkoks. Eine Planung der Stadt wurde durch den Anstieg nicht mehr möglich, da sie schon beim Veröffentlichen bereits wieder hinfällig war.
Bangkok eine Stadt der Probleme – Land und Wohnprobleme
Durch die rasante Entwicklung entstand eine riesige Nachfrage nach Büro- Geschäfts- und Wohnraum. In allen drei Sparten führte dies zu einem enormen Preisanstieg und so kamen auch immer mehr Spekulationsobjekte auf den Immobilienmarkt. Riesige Teile der historischen Fläche wurden von Kapitalgesellschaften aufgekauft, die alten Gebäude niedergerissen und Hochhäuser errichtet. Ich selbst war erstaunt, wie sich in den letzten 10 Jahren die Stadtansicht in meinem Wohnviertel um die Skytrain Station Khrung Thomburi verändert hat.
Monumentale Einkaufszentren und Wirtschaftszentren verschlingen große Flächen und viele der Apartmenthäuser sind für den Durchschnittsverdiener nicht zu bezahlen. Oftmals sieht man die in einer überhitzten Konjunkturentwicklung gebauten Büro- und Wohntürme leer stehen, da kaum jemand die geforderte Miete aufbringen kann.
So entstand eine besondere Bevölkerungsstruktur in diesen Regionen und die Bevölkerung mit mittlerem und geringem Einkommen wurde in die Randlagen Bangkoks verdrängt. Die Einkommensschwächsten mit ihren geringen finanziellen Möglichkeiten haben kaum einen Chance auf dem freien Wohnungsmarkt. Einige wohnen bei Verwandten oder Freunden zur Untermiete. So entstanden immer mehr wilde Kleinsiedlungen in den Randbezirken ohne Anschluß an die städtische Infrastruktur. Besonders erstaunlich ist hier aber, dass nicht von Elendsvierteln gesprochen werden kann. Dies wird trotz der geringen Möglichkeiten der Entfaltung von Privatsphäre, durch die kulturelle Verbindung der Menschen untereinander und durch die buddhistisch Lebensweise aufgefangen.
Bangkok eine Stadt der Probleme – der Verkehrsinfarkt
Allmorgendlich ist das selbe schreckliche Schauspiel zu beobachten. Millionen von Menschen und Fahrzeugen aus den umliegenden Vororten drängen in die Stadt. Das Verkehrssystem bricht zusammen. Motorradfahrer drängeln sich den Weg mit riskanten Fahrmanövern durch die Blechlawine. Eine Einhaltung von Terminen ist weder planbar, noch wird das pünktliche Erscheinen von den Thailändern zu den Stoßzeiten erwartet. Zahlen verdeutlichen dieses: Der Verkehrsfluss sank von 1987 mit 14 Km/Std auf noch zirka 9 Km/Std im Jahr 1992.
Der hohe Statuswert eines Autos in der Bevölkerung, der schlechte Zustand vieler Strassen, die dazu noch eng und geschlungen sind und die teilweise unorthodoxe Fahrweise der Thailänder tragen zu dem täglichen Verkehrschaos und der sich daraus ergebenden Luft- und Umweltverschmutzung bei. Viele der Fahrzeuge sind in einem sehr schlechten technischen Zustand. Die Durchschnittswerte von Kohlenmonoxid, Schwefeldioxid, Blei und Staub lagen 1992 um das bis zu dreifache über den Spitzenwerten in europäischen Großstädten.
Bangkok eine Stadt der Probleme – die Wasser Ver- und Entsorgung
Noch immer sind nicht alle zu Bangkok zählenden Gebäude an die Wasserversorgung angebunden. Menschen holen sich das benötigte Wasser aus Brunnen, die teilweise wild gebohrt wurden und keinerlei Grundwasserkontrolle unterliegen, einige holen sich sogar das Haushaltwasser aus den verbliebenen Kanälen.
Das Leitungssystem von Frischwasser und das des Abwassers ist immer noch in einem schrecklichen Zustand. So gelangen stetig die Abwässer von Haushalten, Hotels, Industrieunternehmen und aus den Strassenabwässern in das Erdreich. Schätzungen zufolge sind es mehr als 1,2 Millionen Kubikmeter ungeklärten Schmutzwassers, die täglich wild versickern.
Bangkok eine Stadt der Probleme – die Müllentsorgung
Hier hat sich jedoch gerade in den letzten Jahren etwas zum Positiven bewegt. Mehr als 80% der Haushalte sind an die städtische Müllentsorgung angeschlossen. Jedoch werden immer noch geschätzte zirka 10% auf freien Grundstücken, Strassenrändern, in Kanälen oder in Form wilder Müllkippen entsorgt.
Es gibt aber viele Bemühungen, gesetzliche Neuregelungen und Bildungsaktionen, um ein größeres Umweltbewusstsein der Thailänder und der Menschen in Bangkok zu fördern. Leider scheitert dies oftmals an den vorhandenen Bildung, an den Finanzen und Möglichkeiten der Menschen vor Ort.
Bangkok eine Stadt der Probleme – wie sieht wohl die Zukunft aus?
Es gibt vielversprechende Pläne die Entwicklung in Bangkok zu steuern. Einige Projekte sind erfolgreich abgeschlossen worden, einige sind in der Umsetzung und viele müssen erst dem Planungsstadium entwachsen. Mit einer schnellen Lösung ist nicht zu rechnen. Es bedarf weltweiter Erfindungen, Entwicklungen und Veränderungen, um die Probleme nicht nur in Bangkok sondern in ganz Thailand in eine positive Richtung zu lenken. Dies ist ein Lösungsweg, der noch Generationen beschäftigen wird!
Ich freue mich sehr auf Eure Kommentare hier im Blog und hoffe das wir alle etwas dazu beitragen werden!
Eine ganz andere Betrachtung eines Erlebnis in Bangkok:
Der Fluch des Erawan-Schrein in Bangkok
Euer Reiner
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Schön, was und wie Du schreibst.
Ich lebe schon seit 10 Jahren in Thailand und freue mich, wenn ich immer noch etwas Neues aus anderer Perspektive lernen kann.
Da abonniere ich doch gerne Deinen Blog
Liebe Grüße Elias
Hallo Thomas,
vielen Dank für die netten Worte. Ich versuche auch immer wieder etwas neues in Thailand zu entdecken und diese Informationen dann hier zu präsentieren. Ich lege dabei auf gut recherchierte Informationen und gute Fotos wert. Ich freue mich sehr wenn Du auch weiterhin ein treuer Leser des Blogs bleibst.
Mit freundlichem Gruß Reiner
Ein sehr interessaninteressanter Bericht. Ich kenne die Klongs leider auch nur noch von heute, teilweise stark ververschmutzt, manchmal sauberer als erwartet. Schade dass ich Thailand erst vor sieben Jahren für mich entdeckt habe. Aber ein Freund von mir ist in Thailand aufgewachsen und mit mir durch Bangkok gelaufen und sagte gerade um die Khao-road waren alles Klongs… Tja das kann man sich wirklich nicht mehr vorstellen
Hallo Ingelore,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Du schreibst das es schade ist, dass Du Thailand erst vor sieben Jahren für Dich entdeckt hast. Ich kann dir versichern, alles hat seine Zeit! So hat auch alles seine Vorzüge und seine negativen Seiten. Genieße es in vollen Zügen! Im Buddhismus wird beschrieben das alles im ewigen Wandel ist und nichts von Beständigkeit. So freue Dich mit mir auf eine baldige Rückkehr und auf die vielen neuen Eindrücke.
Mit freundlichem Gruß
Reiner