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Last Updated on 6. August 2024 by
Hamm, eine kreisfreie Stadt im Nordosten des auslaufenden Ruhrgebietes, ist mit 176.000 Einwohnern eine wachsende Großstadt. Eine der Sehenswürdigkeiten in Hamm zog mich als historisch Interessiertem besonders an. Ich als „alter“ Ägypten-Fan hatte vom Gustav-Lübcke-Museum schon gehört, doch obwohl es ganz in der Nähe von meinem Wohnort liegt, hatte ich es noch nie besucht. Was sollte ein Museum in einer so kleinen Stadt einem Berliner bieten, dessen Wurzeln geprägt wurden durch das wundervolle alte Ägyptische Museum gegenüber dem Charlottenburger Schoss oder dem neueren Ägyptischen Museum Berlin mit seiner großartigen Papyrus-Sammlung im Neuen Museum Berlin. Wie das Leben so spielt, ich glaube ja immer, dass ich nicht für Vorurteile empfänglich bin! Diesmal bin ich aber mit meinem eigenen Vorurteil so richtig auf die Nase gefallen! Doch urteilt selber!
Wo finden wir das Gustav-Lübcke-Museum?
Das wiederum ist ganz einfach! Hamm liegt verkehrsgünstig an der A2 und hat auch eine sehr gute Anbindung an das Verkehrsnetz der Deutschen Bahn. Das Gustav-Lübcke-Museum liegt zirka 500 Meter vom Hauptbahnhof entfernt. Es ist auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln einfach zu erreichen. Am Hauptbahnhof befindet sich auch ein sehr schönes und gesichertes Parkhaus, in dem das Auto perfekt untergebracht ist. Das Gustav-Lübcke-Museum hat keine eigene Parkfläche und alle umliegenden Strassen bieten wenig Parkplätze, wobei diese oft ausgelastet sind. Die meisten bieten dann auch nur eine Parkzeit am Automaten bis zu zwei Stunden, die bestimmt nicht für den Museumsbesuch ausreichen.
Öffnungszeiten und Eintrittspreise im Gustav-Lübcke-Museum
Die Öffnungszeiten sind wie in fast allen anderen Museen in NRW:
Di–Sa 10–17 Uhr
So 10–18 Uhr
Mo geschlossen
Eintrittspreise – Stand Oktober 2021
Erwachsene
5 Euro / 8 Euro
Ermäßigt
2,50 Euro / 4 Euro
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre
Freier Eintritt zu den Dauer- und Sonderausstellungen
Gruppen ab 10 Personen
3 Euro pro Person / 6 Euro pro Person
Öffentliche Führungen
3 Euro pro Person (ab 6 Jahren) zzgl. Eintritt
„Hammer Museumstag“ an jedem ersten Sonntag im Monat
Erwachsene freier Eintritt zu den Dauerausstellungen / ermäßigt zu den Sonderausstellungen
Aktuelles und Preisänderungen finden Sie auf der Internetseite des Gustav-Lübcke-Museum
Die Geschichte des Gustav-Lübcke-Museums
Die Geschichte des Gustav-Lübcke-Museums beginnt im Jahre 1885. Ehrenhafte und großzügige Bürger aus Hamm gründeten einen Museumsverein. Ziel des Vereins war die Geschichte der engeren Heimat zu dokumentieren und aufzuarbeiten.
Der Bürger der Stadt Gustav Lübcke (*1868 – †1925) war Buchbinder und Sammler von Kunst und Antiquitäten. In Düsseldorf fand er die Liebe seines Lebens, die Kunsthändlerin Therese Nüsser (*1848 – †1930), die er am 11. Februar 1896 heiratete und sie begannen fortan gemeinsam historische Schätze aus der ägyptischen Kultur zu sammeln. Eine Wertschätzung seiner Tätigkeit und seines Wissens erhielt er durch die Ernennung zum Kunstsachverständigen für den Landgerichtsbezirk Düsseldorf.
1913 folgte die erste Schenkung an das städtische Museum in Hamm und mit einem Vertrag vom 3. April 1917 folgte eine vollständige Stiftung an die Stadt Hamm, die ihm und seiner Frau eine lebenslange Leibrente sicherte.
Er übernahm als hauptamtlicher Museumsleiter die Leitung des Museums, das er bis zu seinem Tode führte. Seitdem erhielt das Museum den Namen „Gustav-Lübcke Museum“.
Erst 1927 fand das Museum in einem neu errichteten Stadthaus seine Heimat. Eine enorme Veränderung wurde durch den Nachfolger von Gustav Lübcke als Museumsleiter erreicht. Ludwig Bänfer (* 9.12.1878 – † 29.08.1959) engagierte sich neben historischen Ausstellungen sehr stark im Bereich Vor- und Frühgeschichte. Damit folgte er der nationalsozialistischen Auffassung der „höherwertigen germanischen Rasse“.
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges und in den folgenden Jahrzehnten wurde die Sammlung des Gustav-Lübcke Museums enorm erweitert.
Durch den anhaltenden Zuwachs an Ausstellungstücken war ein Neubau für die umfangreichen Sammlungen notwendig. Die Einweihung erfolgte im Jahr 1993. Die für dieses Projekt Verantwortlichen Jøgen Bo und Vilhelm Wohlert hatten schon das Louisiana Museum of Modern Art nahe Kopenhagen errichtet und schafften ein faszinierendes Gebäude mit eindrucksvollen Blickachsen.
Rundgang durch das Gustav-Lübcke-Museum
Schon von aussen ist das Gebäude durch die rotbraune Ziegelmauer, die geschwungene Form und den Säulendurchgang erkennbar. Dieser Durchgang führt in den Innenhof und zu dem eigentlichen Museumseingang.
Durchschreitet man die Drehtür fällt als Erstes die Aufstiegsrampe ins Auge und lenkt den Blick fast automatisch nach oben. Alles wirkt hell und lichtdurchflutet.
Rechts befindet sich das Foyer mit dem Kassenbereich und auf der linken Seite ein kleiner Bereich des Buch- und Souveniershops.
Jeweils auf einer Etage befinden sich rechts und links die Eingänge zu den einzelnen Ausstellungen. Was für mich sehr eindrucksvoll bei dem ersten Besuch war – diese Museumsarchitektur hat nichts mit einem verstaubten Bildungsort früherer Zeiten zu tun, sondern lädt auch junge Menschen zum Entdecken ein.
Archäologie und angewandte Kunst
Schon bei den ersten Ausstellungsräumen im Gustav-Lübcke Museum erkennt man sofort den Aufbau dieses Museums. Man wird durch die geschichtliche Entwicklung geleitet. Beginnen wir bei dem Gebiet der Archäologie.
Nirgends im Museum findet man den Staub der Jahrhunderte. Die Sammlungen sind strukturiert und interessant aufgebaut. Der Einstieg mit der Thematik der Archäologie ist gelungen, denn man kann auch mit Kindern so leicht einen Weg finden, um sie für die Geschichte zu interessieren. Mein kleiner Begleiter ein 10 jähriger aufgeweckter Junge war kaum zu halten und sprang von einem Ausstellungsstück zum nächsten. Dabei löcherte er mich mit Fragen.
Immer wieder sind es neben den modernen und gut beleuchteten Vitrinen auch die großflächigen Darstellungen, die gute Erklärungen liefern.
Über die Grenzen Europas ist die Französische Grotte oder Höhle von Lascaux im französischem Departement Dordogne bekannt. Entdeckt wurde die Höhle am 12.09.1940 von zwei jungen Männern. Über das Alter der weltberühmten Höhlenmalereien gibt es bis heute noch keine exakte von Wissenschaftlern anerkannte Datierung. Zwei der Datierungen geben ein Zeitrahmen von 36.000 – 19.000 Jahren vor Christi an. Eine andere datiert auf die Zeit zwischen 17.000 – 15.000 v. Chr. und damit entschieden jünger. Wirklich bedeutend sind die in der Höhle von Lascaux gefundenen steinzeitlichen Malereien, von denen eine der bekanntesten hier im Gustav-Lübcke-Museum in Hamm als Abbildung gezeigt wird. Diese bildet einen sehr schönen Zusammenhang mit der Ausstellung von steinzeitlichen Beilen. Wer denkt, ein Beil sieht in der Steinzeit aus wie das andere, der wird hier in Hamm eines Besseren belehrt.
Kein Beil gleicht dem Anderen
Was ist eigentlich ein Steinbeil? Hier kann uns geholfen werden! Das Beil ist mit das wichtigste steinzeitliche Werkzeug, das den damaligen Menschen viele Arbeiten erst möglich gemacht hat. Durch die Steinbeile, die eine geschlagene und geschliffene Form aufweisen, war es möglich sehr harte Dinge zu bearbeiten, Tiere zu jagen und Menschen in Kampfhandlungen zu töten. Oft waren es aber auch Prestigeobjekte, die ihre Besitzer zu etwas Besonderem und Mächtigem machten. Sie fanden bis in die Bronzezeit Anwendung.
Hier im Gustav-Lübcke Museum kann man sehr schön die Unterschiede erkennen:
Das Beil hat einen Steinkörper ohne Bohrung für einen Stiel, während die mit Bohrung als Axt bezeichnet werden. Die Beile wurden durch eine Bindung auf den Holzschaft befestigt und durch die Bohrung wurde in späterer Zeit eine stabilere Verbindung geschaffen, die eine bessere Haltbarkeit und Kraftübertragung versprach.
Springen wir weiter in der Zeit und in den Ausstellungstücken!
Was sind Bildsteine?
Was ist denn ein Bildstein? Springen wir dazu in den hohen Norden – nach Schweden, genauer nach Gotland. Hier sind aus der Zeit zwischen dem 5. und 14. Jahrhundert v. Chr. ungefähr 440 sogenannte Bildsteine bekannt. Eine Nachbildung eines dieser Steine befindet sich im Gustav-Lübcke Museum in Hamm.
Die Größe variiert zwischen 50 Zentimetern und 3,5 Metern und man unterscheidet drei verschiedene Typen, die an ihren Formen erkennbar sind. Woher der Brauch der Bildsteine kommt ist unklar und viele sind auf dem Gelände von heidnischen Friedhöfen gefunden worden. Das Erstellen dieser Steine endete im Zeitalter der Christianisierung.
Es gibt viele sehr interessante Ausstellungsstücke hier im Museum. Zwei davon sind der Einbaum und ein Baumsarg mit Mumie. Mich persönlich beeindruckt immer wieder aufs Neue der gute Erhaltungszustand von sonst so vergänglichem organischem Material über die Jahrtausende. Gerade Kinder sind von der Mumie fasziniert und so weckt auch diese Abteilung das Interesse der Jugendlichen für die Archäologie.
Angewandte Kunst
Hier präsentiert sich das Kunsthandwerk und das Design bis hin zur Gegenwart. Gerade der Vergleich von Einrichtungsgegenständen aus verschieden Epochen und der Wandel bis hin zu futuristischen Stühlen der nahen Vergangenheit lässt den Betrachter sehr eindrucksvoll den Wandel des Kunsthandwerks und des Stilgeschmacks der einzelnen Epochen erkennen.
Das irisierende Myra-Glas ist eine spezielle Glasart, die in der Zeit zwischen 1920 und 1960 von der Würtenbergischen Metallwaren Fabrik (WMF) hergestellt wurde. Das Glas war so zart und zerbrechlich, dass es nur dekorativen Zwecken gedient hat, und keine Gebrauchsware war. So wurde es als Unikat – aber auch als serielles Kunstglas hergestellt. Es war für die WMF ein Exportschlager, der in die ganze Welt verkauft wurde und daher auch einen Platz hier im Gustav-Lübcke-Museum fand.
Altes Ägypten
500 Quadratmeter für die Geschichte Ägyptens. Diese Ausstellung war für mich ausschlaggebend um mit dem Gustav-Lübcke Museum Kontakt aufzunehmen und um einen Bericht über das Museum zu schreiben. So betrat ich also voller Neugierde die Sammlung „Altes Ägypten“
Schon beim ersten Ausstellungsstück war ich begeistert – was für ein Eindruck! In dieser Ausstellung ist die Lichtstimmung gedämpfter und die Objekte sind wirkungsvoll und punktuell ausgeleuchtet. Für mich ist dieses Beleuchtungskonzept perfekt gewählt, da es nicht von den Objekten ablenkt.
Er wirkt mächtig und eines Pharaos würdig. Er war angefertigt worden für Sechem-ka über den man eigentlich nicht viel weiß. Der Sarkopharg wurde offen aufgefunden. Er wurde also beraubt. Von dem Besitzer gibt es nur eine sitzende Statue, von der allerdings nur die Beine erhalten sind. Diese steht direkt neben dem Sarkopharg, so wie auch zwei der normalerweise vier vorhandenen Kanopenkrüge. Der dritte Krug war derart in Einzelteile zerbrochen und wird daher hier nicht präsentiert. Der vierte wurde wohl schon damals nicht aufgefunden. Der Sarkophag selber stammt aus Ginza in der Nähe Kairos und wiegt 7,5 Tonnen. Es ist eine Dauerleihgabe vom Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim. Ich werde sicherlich im kommenden Jahr auch dieses wunderschöne und interessante Museum vorstellen.
Fast ehrfurchtsvoll blickt man auf Stoff -Funde, die mehrere tausend Jahre überdauert haben.
In der Sammlung werden aber auch sehr gut Themen aufgezeigt, die über eine normale Präsentation hinausreichen. So zum Beispiel auch was die Locken des Steinkopfes dem Betrachter verraten können. Soviel sei verraten – es ist die Frisur eines ägyptischen Beamten. Er wird in die Zeit des frühen Mittleren Reiches datiert. Ihr wollt mehr erfahren? Dann solltet Ihr Euch aufmachen das Gustav-Lübcke-Museum zu besuchen! 🙂
Peti-Imen-menu und Sat Sobek die Mumiensärge im Gustav-Lübecke-Museum
Die besonderen Särge im Gustav-Lübcke-Museum
Einige meiner Lieblingsstücke im Museum sind die Särge aus zwei ganz unterschiedlichen Epochen. Der erste davon ist der wundervoll dekorierte Sarg einer männlichen Mumie. Dieser konnte aus dem Wiener-Kunsthandel mit Hilfe des Landes NRW angekauft werden. Es ist der durch die perfekte Restauration gut erhaltene Sarg des Peti-Imen-menu.
Wieso sprechen wir hier von Särgen, während man doch so häufig von Sarkophagen hört. Nun, die Unterscheidung ist eigentlich ganz einfach – Sarkophage bestehen aus Stein und Särge aus Holz. Die beiden hier beschriebenen sind also Särge.
Die Datierung ergab einen Zeitraum vom Ende des 8. Jahrhundert sbis zum Anfang des 7. Jahrhunderts v. Chr. Diese Datierung fällt in den Zeitraum der 25. Dynastie.
Wir unterscheiden in der Geschichte Ägyptens mehrere Zeiträume. In der sogenannten Dritten-Zwischenzeit (1070 – 664 v. Chr.) sind es 5 Dynastien, wobei die 25. Dynastie die letzte in diesem Zeitraum ist. Sie wird auch „äthopische Dynastie“ genannt. Sieben Pharaonen herrschten in der 25. Dynastie.
Gefunden wurde der Sarkophag bei Ausgrabungen der Berliner Museen 1911 in Luxor. In der Grabkammer fand man zwei Särge, den des Vaters und den von Peti-Imen-menu selbst.
Der Kastensarg von Sat Sobek
Mich verzaubern immer aufs Neue die wundervollen Dekorationen, die tausende von Jahren überdauert haben. Diese sind für viele der Besucher ein Rätsel, die aber durch Beschreibungen auf den Tafeln gut erklärt werden.
Hier sei auch auf die Möglichkeit der Führungen durch die Kuratorin der Ägyptischen Sammlung im Museum hingewiesen, die auch geschichtlich Unkundige in den Bann dieser Ausstellung zieht. Termine finden Sie hier auf der Internetseite des Gustav-Lübcke-Museums .
Der zweite Sarg in der Ausstellung ist der von Sat-Sobek. Er ähnelt im Gegensatz zu dem Sarg von Peti-Imen-menu mehr denen unserer heutigen Zeit, quadratisch, praktisch, gut und preiswert. Er weist nur monochrome Reste der einstigen Hieroglyphen auf, da der einstige Farbauftrag mit dem Gipsuntergrund abgeplatzt ist und so nur die einfarbigen Umrisse erhalten blieben.
Entstanden ist er im Mittleren Reich, in der 12. Dynastie, im 20. Jahrhundert v. Chr. Gebaut wurde er aus Holzbrettern, deren Baumart bisher nicht bestimmt wurde.
Sat-Sobek war eine Frau ohne besondere Titeln. Ausser dem Sarg ist von ihr nichts erhalten geblieben.
Mumienmasken
Diese Maske kennt wohl jedes Kind! Sie ist der Inbegriff von dem alten Ägypten. Die Totenmaske von Tutanchamun. Sohn des Ketzerkönigs Echnaton und der Mutter, die heute als „Younger Lady“ bezeichnet wird. Sie stammt von Pharao Amenophis III. und Königin Teye ab. Gefunden im Jahre 1922 vom Archäologen Howard Carter.
Heute befindet sich die Maske im Nationalmuseum in Kairo und als beeindruckende Kopie im Gustav-Lübcke-Museum in Hamm.
Doch nicht jede Totenmaske war so edel und wertvoll!
Diese Mumienmaske stammt aus dem Zeitraum der ersten Ptolemäerkönige. Man verbindet mit den Ptolemäern so bekannte Namen wie Kleopatra und Alexander der Große. Die Mumienmaske im Gustav-Lübcke-Museum ist etwas bescheidener angesiedelt. Sie zeigt ein Gesicht auf einer Maske aus Leinenstoff und Gips.
Weitere Ausstellungsstücke in der Ägypten-Sammlung
Es ist wohl für jeden verständlich, dass ich nur wenige der hervorragenden Stücke der Sammlung hier präsentieren kann! Mehr würde einfach den Rahmen sprengen. Ich kann aber jedem nur empfehlen das Gustav-Lübcke-Museum zu besuchen und sich ein umfassendes Bild der dort gezeigten ägyptischen Ausstellungstücke zu machen. Ihr werdet sicherlich nicht enttäuscht sein!
Treffpunkt Kneipe – Hammer Lokalgeschichten
Diese Sonderausstellung hat es in sich! Vom 28. August bis zum 20. März 2022 werden hier ganz besondere heimatkundliche Ausstellungsstücke präsentiert.
Ich fand diese Idee wunderbar, denn leider verschwindet diese Jahrhunderte – alte Gasthausgeschichte fast gänzlich aus unseren Stadtbildern. Wir hatten in meiner Geburtsstadt in den Nachkriegsjahren fast an jeder Ecke die berühmten Eckkneipen mit Skatturnier und Schweinehaxen mit Sauerkraut. Davon ist fast nichts mehr übrig. So ist diese Ausstellung gerade für die Jugendlichen ein besonderes Erlebnis um einen Einblick in die frühere „Trinkkultur“ zu bekommen.
Es gab Zeiten, da war es tatsächlich einfach gesünder Bier zu trinken als Wasser und die Umgangsformen waren auch etwas wilder als zu den späteren Zeiten. Auch so manche, für uns heute fast unvorstellbare Unterhaltung wurde in den damaligen Restaurationen dargeboten. Von dem Präsentieren von Menschen, ähnlich eines Menschenzoos, bis hin zum Aufsehen erregenden Mumien-Auswickeln gab es fast alles, was zur Freude und zum Umsatz der Kunden anregte.
Auch hier zeigt das Gustav-Lübcke-Museum die Ausstellungsstücke auf hellen, sehr gut ausgeleuchteten Flächen. Viele Bilder aber auch Möbel aus ehemaligen Gaststätten zeigen ein breites Spektrum dieser Kulturgeschichte.
Das Hammer „Rotlicht“
Etwas darf natürlich bei solch einer Kneipen- oder Bar-Tour nicht fehlen. Die Rotlicht-Bar. Kein Vergleich mit heutigen Establishments, denn damals war der Besuch solcher Bars noch viel anrüchiger als heute. Als schönes Beispiel ist hier das Mobiliar der Isabella-Bar ausgestellt. In den Hinterräumen der gutbürgerlichen Wirtschaft „Zur Quelle“ in der Weststr. 9 in Hamm trafen sich die Herren der Gesellschaft mit den Damen des Hauses. Beachtenswert sind die Preise, die zu damaliger Zeit aufgerufen wurden. Einen „Bierhappen“ zu 10 Pfennige und eine „Riesen Schlachtplatte“ für glatt 1 Mark!
Wie schon beschrieben ist diese Art unserer Kultur dem Untergang geweiht. In früherer Zeit dienten diese Gasthäuser für die sozialen Kontakte, für den Austausch von Neuigkeiten und somit zur Kommunikation des Stadtgeschehens. Es gab halt Zeiten, da ging man in Caffee oder in die Kneipe um Zeitung zu lesen. Leider ist dies von der Anonymität des Internets abgelöst worden und ich persönlich finde solche Art der Ausstellungen enorm wichtig um den jungen Menschen auch die Kultur der Väter, Großväter und Urgroßväter zu verdeutlichen.
Kunst des 20. Jahrhunderts – Stadtgeschichten
Ein ganz großes Themengebiet umfasst die Sammlung Stadt- und Regionalgeschichte. Anhand von Fotografien, Schautafeln und natürlich unzähligen Ausstellungsstücken wird die Geschichte der Stadt Hamm vom 16. bis hin zum 20 Jahrhundert vermittelt. Das breite Sektrum der Ausstellungsstücke hat nicht nur mich begeistert. Kinder erleben hier auf eindrucksvolle Art die Zeit und die Kultur ihrer Eltern. Mein junger 10 jähriger Begleiter glaubte einfach viele Dinge nicht und Sprüche wie – wieso habt Ihr früher so gekocht, warum habt ihr nicht die Mikrowelle benutzt, die brachten mich nicht nur einmal zum Schmunzeln 🙂
Sei es nun die Kirchengeschichte der Lutherischen Gemeinde, die am Anfang des 17. Jahrhunderts stetig wuchs, oder die der heutigen Jugendkirche in Hamm, die einst „Evangelisch-Lutherische Kirche zum Hamm“ genannt wurde und die 1740 eingeweiht wurde – hier findet man im Museum Informationen und historische Stücke der Zeit.
Die Kuratoren des Museums stellen sich offen auch zu der Geschichte von Hamm im Nationalsozialismus und so werden auch Ausstellungsstücke aus dieser Zeit gezeigt.
Als Anmerkung „Ich habe hier die Symbole des Nazionalsozialismus – das Hakenkreuz – unkenntlich gemacht“! Museen und Bildungseinrichtungen sind dazu berechtigt diese Symbole auszustellen! Dies nur um eine mögliche unnötige Diskussion im Vorfeld zu vermeiden!
BILDENDE KUNST vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart
Einen Einblick in die Gegenwartskunst gibt das Gustav-Lübcke-Museum im Seitenflügel des Museums. Wer jetzt annimmt hier nur „zweitrangige Maler“ anzutreffen, der wird schnell eines Besseren belehrt. August Macke, Emil Nolde, Fritz Winter, Theo Brün, Hermann Stenner, Adolf Erbslöh und Eberhard Viegener sind nur einige Beispiele, deren hier gezeigte Werke, eine hohe künstlerische Qualität darstellen. Dazu gesellen sich einige bemerkenswerte Skulpturen.
Artothek im Gustav-Lübcke-Museum
Hoch oben befindet sich im Gustav- Lübcke-Museum die Artothek, in der sich der Besucher moderne Kunst ausleihen kann. Betrieben wird dieses Projekt durch den Museumsverein Hamm.
Durch diese Ausstellung soll die Kunst der Gegenwart den Menschen nähergebracht werden. Künstler aus Hamm und aus NRW haben so die Möglichkeit sich den Besuchern in zeitlich wechselnden Ausstellungen zu präsentieren oder auch ihre Werke zu verkaufen. Es soll aber auch für einen regen Austausch zwischen den Künstlern und den Kunstinteressierten, aber auch dem Neuling in der modernen Kunst anregen.
Als i-Tüpfelchen kann man die Kunstwerke auch für einen definierten Zeitraum ausleihen. Nähere Informationen findet man auf der Internetseite des Museumsvereins-Hamm/Artothek.
Resume des Besuches im Gustav-Lübcke-Museum
Zusammenfassend kann ich zu dem Besuch dieses Museums raten. Schon vom Äußeren des Gebäudes bis hin zu den einzelnen Sammlungen und Sonderausstellungen bietet das Gustav-Lübcke-Museum eine Vielzahl von Themen und Objekten, die sich keinesfalls hinter den „großen“ Museen der Großstädte verstecken müssen.
Verkehrsgünstig nahe der Autobahn A2 gelegen und direkt am Bahnhof der DB mit Parkhaus gelangt man komfortabel zum Museum.
Ein besonderer Hinweis – bringen Sie Zeit mit oder noch besser: besuchen Sie dieses Museum mehrfach.
Es lohnt sich und vielleicht treffen wir uns ja mal im Gustav-Lübcke-Museum in Hamm.
Ich danke dem Museum, dem Direktor Dr. Ulf Sölter, der stellvertretenden Verwaltungsleiterin und Leiterin der Presse- und Öffendlichkeitsarbeit Marion Freitag, M.A. und dem gesamten Team des Museums für die freundliche Unterstützung und die angenehme Zusammenarbeit.
Euer Reiner
Aktuell ist im Gustav-Lübcke Museum die Sonderausstellung „Faszination Papier“ vom
4. AUGUST 2022 – 15. JANUAR 2023 zu besuchen.
Ein weiteres sehr gutes Museum über Ostasiatische Kunst findet ihr hier beschrieben: Museum Ostasiatische Kunst Köln
Was wir von der Archäologie lernen können! Diese Frage beantworte ich Euch mit diesem Link.
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Das sieht ganz nach einem Museum nach meinem Geschmack aus! Danke, dass du es mir vorgestellt hast! Das steht jetzt ganz oben auf meiner Liste! LG Ulrike
LG zurück! 🙂
Der Besuch lohnt sich! Ich werde heute wieder hinfahren und an einer Eröffnung einer neuen Ausstellung teilnehmen und eine besondere Führung durch die Kuratorin der ägyptischen Abteilung besuchen! Mal sehen vielleicht berichte ich noch davon!