Last Updated on 31. Januar 2023 by
Die Rolle der Frauen im Buddhismus
Immer wieder gibt es diese Äußerungen, dass Frauen im Buddhismus unterdrückt werden und dass die Frau im Buddhismus keine Rolle spielt. Häufig sieht man in Thailand aber Frauen mit kahl geschorenem Kopf in weißen oder rosafarbenen Gewändern in den Strassen und Tempeln. Sind das nun alles Nonnen und welche Aufgaben und welchen Status haben sie in der Ausübung des buddhistischen Glaubens?
Als ich diesen Post begann konnte ich mir nicht vorstellen wie komplex, vielschichtig und kontrovers diese Thematik ist.
Die Frauen im Zusammenhang mit Buddha
Es begann in der Zeit von Siddharta Gautama dem späteren Buddha. Frauen war das Studium der Lehre Buddhas damals nicht möglich. Der Wandel begann mit der Erkrankung des Königs Suddhodana, dem Vater von Siddharta Gautama. Buddhas Erleuchtung war erst wenige Jahre her und um seinen Vater vor dem Tode in den Stand eines „Arbant“ – eines Erleuchteten – zu versetzen, machte sich Buddha auf nach Kapilavatu, dort wo der Vater wohnte.
Die verwitwete Tante und Ziehmutter des Buddha, Mahāprjāpati Gautami, beschloss in ein Kloster einzutreten. Sie ging zum Erleuchteten und bat ihn, nicht nur sie, sondern das gesamte weibliche Geschlecht in der Orden aufzunehmen. „Es wäre gut, Glückseliger, wenn es den Frauen erlaubt würde, ihren Familien zu entsagen und ein Wanderleben zu führen“ – so steht es im Vinayapitaka, einer Sammlung von buddhistischen Ordensregeln (Korb der Disziplin).
Ohne Mahāpripati ausreden zu lassen weist Buddha ihr Anliegen ab. Buddha vertrat die Meinung, dass Frauen vom Meditieren und vom einfachen Leben die Gläubigen durch die Versuchung der Wollust ablenken oder sogar abbringen könnten.
Sie lässt sich jedoch nicht so einfach von ihrem Wunsch abbringen. Sie läßt sich den Kopf scheren, bekleidet sich mit einem bescheidenen gelben Kleid und wandert als Sprecherin mit 500 Frauen zur Stadt Vaiśālī.
Buddha wandelt seine Meinung
Zerschunden, verschmutzt und weinend kamen sie zu dem Ort, wo Buddha weilte. Dort sah Ananda, der Lieblingsjünger Buddhas, diese traurigen Gestalten. Ananda sprach die Gruppe an – warum diese so betrübt seien. Mahāpripati schildert Ananda Buddhas ablehnende Haltung gegenüber ihren Wunsch. So sprach Ananda mit Buddha, der ihn aber genauso abwies wie auch Mahāpripati.
Jetzt beginnt Ananda das Problem von einer anderen Seite anzugehen. Er fragt Buddha, ob Frauen zum endgültigen Erwachen, dem Arhant-Status fähig seien? „Sie können es“ sprach Buddha. „Wenn es so ist, Glückseliger, so muss doch auch festgestellt werden, dass Mahāprajāpati Gautami vom Geiste her mit größerer Aufopferung beseelt war, als sie dich, nach dem Tode deiner Mutter, nährte und dir Milch zu trinken gab. Es ist zu wünschen, dass auch Frauen erlaubt sei, dem Familienleben zu entsagen und einen Orden zu gründen!“
Buddha musste nachgeben und so durfte Mahāprajāpati einen Orden gründen. Allerdings müssen sich Frauen im Orden 8 strengen Regeln zusätzlich unterwerfen.
Die acht zusätzlichen Regeln für Frauen
Für Mönche gelten 227 Regeln der buddhistischen Mönchsgemeinschaft (Shanga), für Frauen hingegen 311 Regeln. Diese Differenz ist durch eine andere Einteilung der Kapitel in den Ordensregeln begründet. Die acht strikten Regeln für die Frauen, also für die Bhikkunis – die buddhistischen Nonnen – sind darauf ausgerichtet, die Frauen den Mönchen zu unterstellen.
- Eine Bhikkuni hat einen Mönch immer ehrfürchtig zu grüßen, auch wenn dieser jünger und sogar kürzer im Orden ist.
- Eine Bhikkuni darf in der Regenzeit nicht in einer Residenz weilen wenn kein Mönch anwesend ist.
- Jeden halben Monat sollte sich die Bhikkuni vor der Shanga – dem Mönchsorden – unterordnen. Sie soll nach dem Datum des Beobachtungstages (uposatha) fragen und „das Kommen zur Ermahnung“ (bhikkhunovada) erwarten.
- Nach der Regenzeit muß eine Nonne vor beiden Orden auf drei Fragen antworten: „Was gesehen wurde“, „was gehört wurde“ und „was vermutet wurde“.
- Eine Nonne, die gegen Regeln verstoßen hat, muss von beiden Sanghas einen halben Monat bestraft werden.
- Wenn eine Novizin zwei Jahre die Regeln befolgt hat soll sie zur zur Bhikkuni ordeniert werden
- Ein Mönch darf von keiner Nonne missbraucht oder beschimpft werden
- Es ist Nonnen verboten Mönche zu ermahnen.
Die Mae Chi
Die „weißen Nonnen“ oder auch „Mae Ji“ sind Frauen, die sich freiwillig dem Zölibat und der Askese verpflichtet haben. Die Bezeichnung Mae Chi kommt vom thailändischen Wort „mae“, das übersetzt Mutter bedeutet. Die Silbe „Chi“ ist eine indische Nachsilbe, die eine Respektsbezeugung darstellt.
Das besondere Erkennungsmerkmal der Mae Chi ist das geschorene Haupthaar sowie die kahl geschorenen Augenbrauen. Die Frauen leben häufig auf dem Tempelgelände. Sie sind weder buddhistische Laien noch Bhikukkhuni. Diese Frauen erfüllen nur niedrige Dienste und Hilfsaufgaben in einem Tempel.
Die benachteiligte Rolle der Frauen im Buddhismus
Die Benachteiligung der Rolle der Frau im Buddhismus wirkt bis in die Gegenwart. Damals wurde die Frau schon ausgegrenzt.
So sind zwei Geschichten zum Nachteil der Frauen überliefert :
In der ersten Geschichte ist es die schöne Novizin Ciñcā, die dem Ansehen Buddhas schaden sollte. Jeden Abend machte sie sich wunderschön zurecht und erotisch duftend auf den Weg zu den Einsiedlern immer dann, wenn die Schüler Buddhas heimkehrten. Am Morgen, wenn diese wieder zu den Lehren Buddhas gingen, kehrte sie in die Stadt zurück. Auf Fragen hin antwortete sie, dass sie die Nacht beim Erleuchteten verbracht habe. Neun Monate später aber erschien sie vor Buddha. Unter ihrem Kleid versteckte sie ein Stück Holz, das eine Schwangerschaft vortäuschen sollte. Sie warf Buddha vor sie zu vernachlässigen. Buddha aber blieb ruhig und entgegnete ihr: „Wir beide wissen, ob du Wahrheit oder Unwahrheit sprichst!“ Danach fiel das Stück Holz zu ihren Füssen. Als das geschah wollte Ciñcā fliehen, doch die Erde öffnete sich und sie stürzte in die Hölle.
Auch die zweite Geschichte handelt davon, dass eine Frau Namens Sundarī eine Beziehung mit Buddha gehabt haben will. Die Personen, die sie für diese Anschuldigung bezahlt haben, lassen das Mädchen ermorden und verstecken die Leiche Sundarīs in der Nähe des Kutis von Buddha. Nach diesem Mord benachrichtigen sie die Polizei und beschuldigen die Mönche. Diese sollen angeblich den Fehltritt Buddhas mit dem Mord versucht haben zu vertuschen. Die Auftraggeber aber freuen sich zu früh und feiern den vermeintlichen Triumph bereits in einer Kneipe. Im Suff prahlen sie mit ihrer Tat und verraten sich so selbst.
Die Rolle der Frauen wird durch solche Geschichten geschädigt
Durch diese Geschichten wurde bei den Buddhisten das Misstrauen gegen die Frauen geschürt. Man vermeidet es die Frauen anzuschauen und mit ihnen eine gemeinsame Nähe zu haben. Schon die Berührung einer Frau ist schändlich und sollte der Umhang eines Mönches berührt werden, so erfordert dies eine aufwändige Reinigungsprozedur.
Anzumerken ist noch, dass es seit den 90iger Jahren des vorherigen Jahrhunderts weitgehende Versuche gibt, den Status der Frauen im Buddhismus zu verbessern und ihre Gleichberechtigung zu erreichen. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg!
Ein sehr interessanten Bericht finden wir beim Deutschlandfunk: Feministischer Buddhismus Buddhas Töchter – auf Augenhöhe mit den Männern
Ein Bericht der sich auch mit einer besonderen Thematik auseinander setzt:
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