Inhaltsverzeichnis
Als ich auf die Sonderausstellung mit dem Titel „Buddhismus“ im Übersee-Museum in Bremen aufmerksam wurde gab es kein halten mehr. Dort musste ich unbedingt hin!
Es wurde viel in der Ausstellungsbeschreibung angekündigt. Der Ausstellungs-Flyer versprach – Meditation, Achtsamkeit, Yoga und lockte mit der Aussage, dass der Buddhismus in unsere westlichen Kulturen Einzug gehalten hat.
Das Interessanteste für mich war aber die Aussage, dass Anhand von 250 Exponaten in der Sonderausstellung „Buddhismus“, die Vielfalt des Buddhismus in Myanmar, Thailand, der Seidenstrasse, China, Japan und Tibet dem Besucher zugänglich gemacht werden soll und zusätzlich spannende Fragen die oftmals gestellt werden in einem Programm betrachtet und besprochen werden sollen.
Führungen, Gesprächsrunden, Yoga- und Meditations Erfahrungen runden das Programm ab.
Da die Sonderausstellung nur bis zum 28.04.2024 gehen soll, war Eile geboten und ich machte mich auf den Weg um die Kuratorin der Ausstellung Dr. Renate Noda zu treffen und die Ausstellung zu erkunden.
Die Ausstellung wird verlängert
Am 26. März erreichte mich die Anmerkung, dass die Sonderausstellung wegen der großen und durchweg positiven Resonance bis zum 2. Juni 2024 verlängert wird! Die Besucherzahlen zeugen von der Qualität der Ausstellung und der Exponate.
Das Übersee-Museum Bremen
Bevor wir uns der Sonderausstellung „Buddhismus“ zuwenden, etwas über das Übersee-Museum in Bremen.
Begonnen hat es mit der Eröffnung des „Städtischen Museum für Natur-, Völker-, und Handelskunde“. Ziel des damaligen Museums war es, Wissenschaftlern und interessierten Laien erstmals Menschen und Tiere in den natürlichen Umgebungen zu zeigen. Als Leitfaden diente der Spruch:
„Die ganze Welt unter einem Dach“
Schnell erwarb sich das Museum einen hervorragenden Ruf in der Wissenschaft in Bremen, Deutschland und auch weltweit. Als Sehenswürdigkeit ist es weit über die Grenzen Bremens bekannt!
Wie viele andere Museen wurde auch das Übersee-Museum Bremen nicht vor der Zerstörung durch den 2. Weltkrieg verschont. Am 20. Dezember 1943 schlug eine Bombe in den 1. Lichthof ein und zerstörte diesen völlig.
Ab diesem Zeitpunkt galt das Übersee-Museum als Totalschaden. Viele der Sammlungsstücke waren jedoch vorsichtshalber ausgelagert und waren im Umland versteckt worden. Im Jahr 1949 konnte das Museum schon wieder öffnen und entwickelte sich erneut zu einer wichtigen Sehenswürdigkeit in der jungen Bundesrepublik Deutschland.
Heute umfasst das Museum einen Sammlungsbestand von etwa 1,2 Millionen unterschiedlichster Objekte.
Wo finden wir das Übersee-Museum Bremen
Bahnhofsplatz 13
28195 Bremen
T 0421 160 38 – 0
F 0421 160 38 – 99
E-Mail office@uebersee-museum.de
Di bis So 10 – 18 Uhr
Mo geschlossen
Anreise zum Übersee-Museum Bremen
Das Übersee-Museum befindet sich direkt neben dem Hauptbahnhof Bremen und dem Zentralen Omnibusbahnhof ZOB, so ist eine sehr gute Anbindung möglich.
Das Übersee-Museum Bremen verfügt über keine eigenen Parkplätze. In der nahen Umgebung befinden sich mehrere Parkhäuser die jedoch zeitweise sehr voll sein können.
Das Übersee-Museum Bremen liegt sehr zentral und ist sehr gut zu erreichen –
mit den Straßenbahnlinien 1, 4, 5, 6, 8, 10
mit den Buslinien 20, 24, 25, 26, 27, 63 Haltestelle Hauptbahnhof.
Buddhismus – die Sonderausstellung
Ich bewundere den Mut des Übersee-Museums Bremen und der Kuratorin der Ausstellung Frau Dr. Renate Noda ein so weit umspannendes Thema aufzugreifen! Nach einem ausführlichen Gespräch mit der Kuratorin, in dem wir uns intensiv über das Thema und wie es zu dieser Ausstellung kam austauschten, stiegen meine Begleitung und ich die Treppenstufen voller Neugierde empor.
Schon die Beschilderung am Eingang gefiel mir gut und schon im ersten Raum beeindruckte mich die klare und großzügige Raumaufteilung mit den sehr eindrucksvollen Ausstellungsstücken.
Hier wird man in die Thematik der Ausstellung und in die Komplexität des „Buddhismus“ eingeführt. Was ist eigentlich Buddhismus, wie hat er sich entwickelt und welche Veränderungen hat er in der Zeit erfahren?
Besonders hat mir im ersten Raum die zirka 80 cm hohe Buddha-Statue gefallen. Diese zeigt Buddha in der Erleuchtungs-Geste (bhumisparsa mudrā) die auch als „Zeugenanrufung“ bezeichnet wird.
Weitere Informationen über die Gestik der Buddha-Darstellungen finden Sie hier
Die Gestik der Buddha-Statuen
Schon hier sei darauf hingewiesen, dass die Ausstellung viele Dinge und Themen anschneidet und in meinen Augen auch sehr gut einen Einstieg in die Thematiken bildet, jedoch ist es bei der Vielzahl der einzelnen Schulen, der unterschiedlichen Ländern sowie der Themenvielzahl ein genauere Wissensvermittlung kaum möglich.
Sehr positiv sind mir bei vielen Objekten die ausführlichen Beschreibungen aufgefallen, die sich positiv von anderen Museen und Ausstellungen abheben bei denen oft nur Titel, Fundort, Zeit aufgeführt werden.
Sehr positiv ist mir die mediale 3 D Anbindung aufgefallen, die durch das Internet eine Betrachtung einiger Ausstellungsstücke ermöglicht.
Gibt es im Buddhismus eine Hölle?
Diese Frage taucht sehr häufig in Gesprächen und in den sozialen Medien auf. Hier in der Sonderausstellung Buddhismus im Übersee-Museum Bremen wird diese beantwortet. Wie immer wenn man solch eine Frage uneingeschränkt stellt, gibt es mehrere Antworten – die einfachste ist aber: „Es gibt sogar mehrere Höllen“ im Buddhismus.
Diese Unterwelten werden im in der chinesischen Mythologie mit dem Begriff „Diyu“ bezeichnet der den Oberbegriff darstellt. Diyu wird sehr häufig als unterirdischer Irrgarten dargestellt, der unterschiedliche Ebene, Schichten und Kammern hat.
Es gibt aber im Buddhismus keinen „Gott“ der die Seelen nach gut und böse sortiert. Nur das Gesetz des Karmas bestimmt über das Schicksal.
Der hier abgebildete Höllenrichter Emma-ō stammt aus der japanischen Edo-Zeit. (1600 – 1868 n. Chr.) Edo war in der Edo-Zeit der Sitz der Regierung und schon in der damaligen Zeit eine Metropole, die heute den Namen Tokyo trägt. Ursprünglich war Edo ein unbedeutendes Fischerdorf. (weitere Infos zur Edo-Zeit)
Die chinesische Mythologie berichtet, dass nach seinem Tode, der Mensch vor Emma-ō (König Emma) tritt, der das Karma des Verstorbenen bewertet und je nach dem ob es positiv oder negativ ausfällt Belohnung oder Strafe verhängt. Die Belohnung besteht aus der Aufwertung des Karmas und die damit verbundene Wiedergeburt in einer höheren Ebene.
Die Bestrafung erfolgt dabei zum Beispiel durch – Frittieren im Ölkessel, Zerstückeln, zu Brei zermahlen, verbrennen, herausreißen der Zunge, Eingeweide herausschneiden, Häuten und weiter kaum vorzustellende Qualen.
Auf dieser Leihgabe des Britisch Museums ist die Reproduktion aus dem 13. Jahrhundert n. Chr. zu sehen. Es ist die Bildrolle des Höllengerichts aus der Edo-Zeit (1600 -1868 n. Chr.) Auffällig ist hier die Darstellung des Verstorbenen, dem gerade seine Sünden im Spiegel vorgeführt werden. Wird wegen des schlechten Karmas eine Strafe auferlegt, so ist diese nicht auf ewig. Nach dem verbüßen der Strafe erfahren die Wesen ein erneute Wiedergeburt in anderen Sphären.
Der Umgang mit Frauen im Buddhismus
Auch kritischen Fragen greift die Ausstellung „Buddhismus“ im Übersee-Museum“ auf und versucht anhand von Beispielen diese zu beantworten.
Meiner Meinung nach ist eine wichtige Feststellung zu treffen – der Buddhismus oder besser die Zeit der Entstehung des Buddhismus fand in einer Zeit des reinen Patriarchates statt und auch später waren es stets die Männer die Geschichte machten. Da zu kommt noch, dass es keine schriftlichen Aufzeichnungen aus dieser Zeit gibt. Selbst die überlieferten Geschichten sind also mit gewissen Einschränkungen zu betrachten!
Siehe auch: Nonnen im Buddhismus
Deutlich treten diese Unterschiede bei der Unterteilung zwischen Mann und Frau im Buddhismus auch in der „Hölle“ auf. So ist in der Reproduktion im Bild oben die „Blutteich-Hölle“ gezeigt, das aus dem 12. Jahrhundert n. Chr. stammt. Diese Vorstellung war in China und Japan verbreitet. Es ist ein Beispiel wie negativ die Frauen in der früheren Zeit eingestuft wurden.
Durch die Menstruation und die Geburt von Kindern die eine gewisse Verunreinigung darstellt, müssen diese verstorbenen Frauen im Blutsee umher schwimmen.
Es wird also in Zukunft eine wichtige Aufgabe sein, das Verhältnis zwischen dem Buddhismus und den Frauen neu zu definieren.
Sind Buddhisten Vegetarier?
In den sozialen Medien wird diese Fragestellung sehr oft heiß diskutiert! In der Sonderausstellung „Buddhismus“ im Übersee-Museum Bremen wird auch diese Frage behandelt! Im Theravāda-Buddhismus gibt es kein allgemeines Fleischverbot. Selbst Mönchen ist es gestattet Fleisch das als Almosen gegeben wird zu verzehren.
Es gibt verschiedene Einschränkungen im Buddhismus wann und wie ein Tier zum Verzehr getötet werden darf. Im Bereich des Mahayāna-Buddhismus wird das Tötungsverbot restriktiver ausgelegt da alle Wesen die Buddha-Natur besitzen. So widerspricht es auch dem Boddhisattva-Ideal.
Landestypische und geografische Bedingungen forderten aber auch verschiedenste Auslegungen und so sind große Unterschiede zu erkennen.
Heute hat sich meiner Meinung nach ein Hype gebildet, der oft sehr undifferenziert das Thema Vegetarier und Veganer mit dem Buddhismus vermengt und zum Beleg der eigenen persönlichen Meinung ausnutzt wird.
Hier sollte sich jeder ganz persönlich seine Gedanken machen und den für sich richtigen Weg wählen.
Die Grüne Tara im Übersee-Museum Bremen
Vom ersten Anblick an nahm mich diese Figur in ihren Bann! Diese Figur ist eine wahre Schönheit und ist eine der Neusten in der Sonderausstellung „Buddhismus“ im Übersee-Museum Bremen.
Die Darstellung zeigt die „Göttin Tara“ die ursprünglich aus der indischen Mythologie entstand. Sie ist eine indische Sternengöttin, deren Name Tārā aus dem Sanskrit kommt und Stern bedeutet. Die Grüne Tara verkörpert den aktiven Aspekt des Mitgefühls und wird auch als Nothelferin angerufen.
Es gibt 21 unterschiedliche Formen der Tārā.
Auf einem Lotus sitzend strahlt Tārā Güte aus und die Handhaltung zeigt die Geste der Wunschgewährung und die linke Hand die der Unterweisung der Lehre auf. In Tibet betrachtet man Tārā als Buddha oder man bezeichnet sie als „Mutter aller Buddhas“.
Zeit zur Meditation
Nach einem bemerkenswerten Rundgang durch die Sonderausstellung „Buddhismus“ im Übersee-Museum Bremen kann man hier zur Ruhe kommen und das Gesehene in sich wirken lassen. Das Motiv bietet einen wundervollen Rahmen zur Meditation und so nimmt auch mein Besuch hier einen spirituelles Ende in der Sonderausstellung „Buddhismus“ im Übersee-Museum Bremen.
Resume meines Besuches im Übersee-Museum Bremen
Eine klare Empfehlung! Auch für diejenigen die etwas weiter weg wohnen lohnt der Besuch der Sonderausstellung „Buddhismus“ im Übersee-Museum in Bremen! Bremen als solches ist eine sehr schöne Stadt und es gibt viele Sehenswürdigkeiten. Die Böttcherstrasse mit dem berühmten Glockenspiel, die Bremer Stadtmusikanten, den Hafen und natürlich das Übersee-Museum. Ganz speziell lohnt es sich die Sonderausstellung „Buddhismus“ anzuschauen. Man sollte aber Zeit mitbringen. Mit mal „schnell“ anschauen ist es bei der wunderschönen Ausstellung nicht getan. Je nach Grad des Interesses kann man schon 2 bis 4 Stunden oder mehr einrechnen.
Für mich war die Entscheidung von Frau Dr. Renate Noda vollkommen richtig sich an eine solch umfassende Ausstellung heran zu wagen und es ist Ihr hervorragend gelungen! Des weiteren, ein großes Lob an das Team welches für den Aufbau, der Ausstellungsarchitektur, der Multimedia-Technik und dem Gesamtkonzept zuständig waren.
Es ist rundum eine sehenswerte, Interesse weckende und in der Vielfalt einmalige Ausstellung über das Thema Buddhismus, die für alle zu empfehlen ist, die Asien und dessen Kultur lieben!
Sehr zu empfehlen ist auch die Ausstellungsbroschüre die im Buchshop des Übersee-Museums zum Preis von 5,- € zu erwerben ist.
Das Übersee-Museum Bremen ist auch auf Facebook vertreten : Übersee-Museum Bremen
Ich freue mich auf Eure Kommentare und die Einschätzung über die Sonderausstellung. Sehr gerne auch Fragen und Meinungen von Euch über speziellen Themen des Buddhismus!
Weitere interessante Museen über Südostasien:
Südostasiatisches Museum in Köln
Museum über die Lan Na Epoche im Norden Thailands
Ein Teespende für meine Arbeit!
Wer postet trinkt Tee und der kostet Geld! Wer mich, meinen Blog und meinen Teekonsum unterstützen möchte, darf gerne mir eine, oder mehrere Tassen Tee über PayPal ausgeben!
Mit dem Schieberegler könnt Ihr die Anzahl der gespendeten Tees auswählen! 😉
Vielen Dank, Euer Reiner
Wenn Euch meine Beiträge gefallen und ihr keinen Beitrag versäumen wollt, meldet Euch doch einfach zum Blog an! Ihr erhaltet dann die neusten Mitteilungen als Hinweis per Mail!
[jetpack_subscription_form]
Alle Fotos und Texte unterliegen dem Copyright FOTO-KERNER Reiner Kerner 2018-2024
Sollten Sie Interesse an Fotos oder anderen Medien für Ihre Unternehmungen und Werbezwecke haben, oder einer Kooperation sich vorstellen können, wenden Sie sich bitte per E-Mail direkt an mich.
Da muss ich auch noch hin! Deine Beschreibung hört sich gut an. Nur allgemein von „einem Buddhismus“ zu sprechen, geht gar nicht. Z.B. ist Deine Beschreibung der Hölle nur bei bestimmten Buddhisten Teil des Glaubens, und Tara gibt es nur im Tibetischen Buddhismus. Beste Grüße Ulrike
Hallo Ulrike,
mit der Beschreibung der „Hölle“ ist wie Du gelesen hast, auf die Länder der Ausstellung bezogen und sicherlich wird oft in den anderen Länder von Orten wie Unterwelt oder Totenreich gesprochen. Man sollte auch davon ausgehen, dass selbst viel ältere Kulturen diese dreifache Aufteilung in ihren Kulturen hatten. Nur als Beispiel – die Ägypter mit der Himmelsgöttin Nut (auch Neuth oder Nuit), mit dem Diesseits und dem Totenreich.
auch das mit der Sternengöttin ist nicht so ganz festgelegt. Der Einfachheit halber zitiere ich hier einmal Wikipedia:
„Unter Laienanhängern und im tantrischen Buddhismus wird sie auch als höchste Mutter bezeichnet. Tara hat Ähnlichkeit mit der hinduistischen Göttin Shakti. Ihr Name gehört auch zu den „Kali Sahasranama“, den „Tausend Namen von Kali“, welche Verehrer der Göttin regelmäßig rezitieren. Sie wird als Frau mit nackten Brüsten dargestellt. Auf einer großen Lotosblume sitzend, soll sie Weisheit und Güte ausstrahlen, symbolisiert durch die Haltung (Mudra) ihrer Hände.
Sie gilt auch als Göttin der Askese und Lehrerin der Weisheit, die aus den Verstrickungen der Welt des Samsara hinausführt, ihre 21 Erscheinungsformen werden in Tibet verehrt.“
Zum zweiten Punkt – genau dafür ist ja diese Ausstellung gemacht! Sie soll ja den Menschen verdeutlichen, dass unter der Bezeichnung“Buddhismus“ sich viel mehr verbirgt als viele glauben! Meiner Meinung nach sollten viele die in den letzten Jahren den „Buddhismus“ als „Mode-Religion“ entdeckt haben sich erstmal mit der ganzen Thematik ausgiebig beschäftigen. Das trifft ganz besonders auf die „sozialen Medien“ zu!
Liebe Grüße
und ich würde mich sehr freuen wenn Du etwas mehr aus dem Blickwinkel Chinas berichtest, denn da herrscht bei mir noch Göttergewirr! 🙂
Reiner