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Die Ebene der Tonkrüge in Laos

Last Updated on 27. Januar 2023 by

Die Ebene der Tonkrüge – ein Rätsel der Geschichte

Die Ebene der Tonkrüge, oder auf englisch – plain of Jars ist in allen Reiseführern und Beschreibungen von Laos zu finden. Die Franzosen nannten die Ebene „Plaine des Jarres“ und die Amerikaner nannten sie im „geheimen Krieg“ als Kürzel „PDJ“ oder nur „J“. Über den „geheimen Krieg“ und die Bomben auf Laos wird es bald einen eigenen Bericht geben. Sie ist jedoch gar keine Ebene, genauso wie die dort aufgefundenen Gefäße nicht aus Ton, sondern aus massivem Gestein sind. Also beginnt unser Ausflug mit Falschmeldungen.  🙂  Viel wurde schon über die Steinkrüge geforscht und immer noch sind sie eines der großen Rätsel der Geschichte.

Der Autor des Beitrages im Groessenvergleich zu den "Tonkruengen"
Der Autor des Beitrages im Grössenvergleich zu den „Tonkrüngen“

Ein schönes kleines Video gibt einen Überblick über die Ebene der Tonkrüge

Lage der Stadt Phonsavan in Laos und die Ebene der Tonkrüge
Lage der Stadt Phonsavan in Laos und die Ebene der Tonkrüge

Die Rätsel um die Ebene der Steinkrüge

Es ist eines der großen Geheimnisse der Geschichte, dass noch viele Fragen aufwirft! Was war einmal in den Steinkrügen, wer stellte die Krüge her und wann geschah dieses?
Diese Fragen werden bis heute immer wieder in den Wissenschaften diskutiert. Genaues weiß man bisher nur wenig. Schon die Form mit den unterschiedlichen Deckelfassungen und die unterschiedlichen Größen zwischen einem halben und bis zu drei Metern geben Rätsel auf und immer wieder werden neue Fundorte entdeckt. Nicht nur im heutigen Laos.

Besucherzentrum das über die Ebene der Tonkrüge und der Geschichte Informiert
Besucherzentrum das über die Ebene der Tonkrüge und der dazugehörigen Geschichte Informiert

Wer hat die Steinkrüge errichtet?

Bei dieser Fragestellung tappt die Wissenschaft in vielen Punkten im Dunklen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es Menschen einer Megalithkultuer gewesen sind, also steinzeitliche Gruppierungen. Der Begriff „Megalithkultur“ ist in der Archäologie und in der Ethnologie umstritten. Die Megalithkultur soll ein einzige Kultur gewesen sein, die große Steinmonumente errichtet hat und dies weltweit. Es sollen Menschen eines proto-malaiischen Volkes gewesen sein, Seefahrer, die sich an verschiedenen Orten niedergelassen haben.

Es waren vermutlich Verwandte der heutigen Lao Theung – in der Übersetzung „Berghang – Laoten“. Sie gehörten zu der Gruppe der Tai-Völker.


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Wann wurden die Steinkrüge geschaffen?

Auch zu diesem Thema gibt es sehr viele Theorien und dazu noch verschiedene Auslegungen. Die UNESCO stuft die Funde in einem Zeitraum zwischen 500 vor. Chr. bis 500 n. Chr. ein. Wissenschaftler der Universität Melbourn sind unter der Leitung von Dr. Louise Shewan mit Hilfe der Radiokarbondatierung (C14-Methode) und der Thermoluminizenzdatierung (OSL) zu einer genaueren Datierung gelangt.
Nach dieser Forschungsarbeit sind die Steinkrüge in einer Zeit zwischen 1240 v. Chr. und 660 v. Chr. an dem heutigen Platz auf der Ebene der Tonkrüge aufgestellt worden. Dieses bedeutet wiederum, dass die Steinkrüge hier viel älter sind als bisher angenommen.

Wozu dienten die Krüge?

In den verschiedenen Mutmaßungen waren es mal Behältnisse für Lebensmittel, wie zum Beispiel Reis oder auch Lagerstätten für Reisschnaps, dann in einer anderen Variante sollen sie als Urnen genutzt worden sein. Damit wären die Fundstätten frühzeitige Friedhöfe gewesen sein.

Eine etwas zum Schmunzeln anregende Legende der Tai beschreibt: ein riesenhaftes Volk, das die Steinkrüge als Reisweinkrüge zum Besäufnis nach erfolgreichen Kriegen nutzten.

Einer anderen Theorie nach sollten in den Krügen Körper zur Zersetzung „eingeweicht“ worden sein um das Fleisch der Menschen vom Skelett zu entfernen. Knochenfunde im Umfeld sollen diese Theorie stützen. Befassen wir uns also mit dem Für und Wider der einzelnen Theorien und betrachten die bisherigen Erkenntnisse.

Die für mich schlüssigste Theorie ist die, dass die Steinkrüge in einem Kontex von Bestattungen standen. Es besteht dabei eine Kausalität zu archäologischen Funden im Hochland von Kambodscha. So könnten also die Steinkrüge wirklich dazu benutzt worden sein Knochen vom Fleisch zu trennen. Nach der Einlagerung und nachdem die Knochen sozusagen bereinigt waren, wurden diese aus den Steinkrügen entnommen und rund um die Krüge beigesetzt. Dafür sprechen die Knochenfunde in der Fundstätte Nummer eins und dass in den Steintöpfen keine Knochenreste erhalten geblieben sind.

Einzelne Funde von Perlen, die aber aus anderen Regionen stammen, zeugen von einer Handelstätigkeit der damals hier lebenden Menschen.

Ganz besonders spannend sind hier Funde, bei denen die erhaltenen Knochen in drei verschiedenen Arten bestattet wurden. Die erste war eine Art von Massengrab, bei der die Knochen von verschiedenen Individuen gemeinsam von einer Steinplatte abgedeckt waren.

Eine weitere Art von Massengrab war die Ablage der Knochen in gefertigten Keramiktöpfen, die dann extra eingegraben wurden.

Bei der dritten Variante wurden die Körper scheinbar intakt in das Grab gelegt. Hier fand man Skelettreste eines Erwachsenen und die eines Kindes.

Wer waren diese Toten?

Dieses ist schwer zu klären da es keine Funde von Grabbeigaben bisher gibt. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die Kultur hierarchisch gegliedert war und dass die Steinkrüge den Status im Leben der Menschen durch ihr Aussehen oder ihre Größe widerspiegeln. (Quellenverweis – Australien National Universität – 2016)

Die zu unterscheidenden Merkmale der Steinkrüge

Auf zirka 25 Hektar befinden sich etwa 1300 große und kleinere Steingefäße. Die Formgebung der Steinkrüge ist unterschiedlich. Es gibt bauchige, zylindrische oder annähernd eckige. Bei einigen befinden sich in unmittelbarer Nähe auch die dazu gehörenden Steindeckel. Diese Deckel gehören auch in Zusammenhang mit einem weiteren, bisher noch nicht gelösten Rätsel: die unterschiedliche Formgebung der oberen Ränder der so genanten Tonkrüge.

Es gibt drei unterschiedliche Formen in der Ausführung der Deckel oder der Ränder der Steinkrüge:

1 – Der Deckel lag auf der Oberkante der Steinkrüge flach auf.

Steinkrüge mit glatten und ebenen Rand
Steinkrüge mit glatten und ebenen Rand

2 – Es befindet sich auf der Oberkante der Steinkrüge eine Vertiefung in der der Deckel flach auflag.

Steinkrüge mit eingearbeiteter Aufnahme des Deckels
Steinkrüge mit eingearbeiteter Aufnahme des Deckels

3 – Bei der dritten Art ist der Deckel mit einem Wulst versehen, der über die erhöhte Kante der Steinkrüge abschließt und ein Herunterfallen der Deckel verhindert.

Steinkrug mit aufgesetzter Wulst im Größenvergleich zu einer Thailänderin
Steinkrug mit aufgesetzter Wulst im Größenvergleich zu einer Thailänderin

Wie diese unterschiedliche Formgebung entstand oder warum sie jeweils auf einer Fundfläche auftritt und bei einer anderen nicht, konnte ich leider nicht in der mir zugänglichen Literatur finden. Auch diese Deckeltheorie ist nicht unumstritten. Die Unterscheidung zwischen den angenommenen Deckeln und den Abdeckplatten der Grabstätten ist nicht unumstritten und nach meiner Kenntnis auch noch nicht endgültig geklärt. Ich frage mich, warum sollte man aufwändig die „Tonkrüge“ am Rand in unterschiedlichen Formen bearbeiten, wenn dort kein Deckel aufgelegt werden sollte.

zerbrochener Deckel der Grabstelle oder Deckel für einen Krug auf der Ebene der Tonkrüge
zerbrochener Deckel der Grabstelle oder Deckel für einen Krug auf der Ebene der Tonkrüge?

Die vier wichtigsten Fundplätze auf der Ebene der Tonkrüge

Von den bisher 68 Fundstätten sind nur 7 geöffnet. Dieses liegt oftmals daran, dass das Gelände noch sehr stark mit Kampfmitteln aus den letzten Kriegen dort belastet ist. Wenden wir uns nun den touristisch freigegebenen Plätzen zu.

Noch heute werden Frauen zur Räumung der Kampfmittel in Laos und auf der Ebene der Tonkrüge eingesetzt
Noch heute werden Frauen zur Räumung der Kampfmittel in Laos und auf der Ebene der Tonkrüge eingesetzt

Ebene 1 – Site 1

Thong Hai Hin, so die Bezeichnung für die erste Ebene, die eine der größten ist. Laut einer Überlieferung gab es hier 1931 noch mehr als 500 Steinkrüge. Heute sind es fast ein Drittel weniger. Die Krüge wurden durch Bomben zerstört und von Antiquitätenräubern entwendet. Bombenkrater zeugen von der Zerstörung des Kulturgutes.

Blick auf die Ebene 1 der Ebene der Tonkrüge
Blick auf die Ebene 1 der Ebene der Tonkrüge
Grosser Bombenkrater auf der Ebene der Tonkrüge
Grosser Bombenkrater auf der Ebene der Tonkrüge

Folgt man den markierten und geräumten Wegen entdeckt man immer neue Perspektiven und Fotomotive. Ein Hügel aus Kalkstein enthält eine Höhle und im Inneren steht ein Altar.

Eingang zur Kalksteinhöhle auf der Ebene der Tonkrüge
Eingang zur Kalksteinhöhle auf der Ebene der Tonkrüge
Altar in der Höhle und der Lichteinfall durch die Abzugsöffnungen
Altar in der Höhle und der Lichteinfall durch die Abzugsöffnungen

Die französische Archäologin Madleine Colani (* 1866 bis † 1943) nahm an, dass es sich hier um ein prähistorisches Krematorium gehandelt haben könnte. Man fand hier größere Mengen an Asche und menschliche Knochenreste. In den Schichten wurden auch Teile von Keramiken gefunden. Einiges wurde zerstört als sich die Pathet Lao – hier verschanzten. Die beiden Löcher in der Decke sollten als Rauchabzug in die Decke geschlagen worden sein.

Ebene 2 – Site 2

Hai Hin Phou Salato ist sehr viel kleiner und wir finden dort ungefähr 70 Krüge vor. Bemerkenswert sind hier zwei Steinkrüge, die durch herauswachsende Bäume gesprengt wurden. Von hier aus ist auch die Ebene 3 zu Fuß zu erreichen.

Der Baum sprengte im Laufe der Zeit den Steinkrug
Der Baum sprengte im Laufe der Zeit den Steinkrug

Ebene 3 – Site 3

Hai Hin Lat Khai – hier hat man die größte Anzahl an Steinscheiben als Begräbnisdeckstein oder Deckel der Steinkrüge gefunden. Hier versteckte man in den Kriegszeiten Keramikbuddhas, die später entdeckt wurden. Diese Buddhas werden noch heute von den Einheimischen angebetet und hoch verehrt.

Die neue Ebene 4 – Site 4

Diese Ebene ist erst vor kurzer Zeit eröffnet worden. Ich habe diese aber noch nicht besucht und kann daher keine Beschreibung abgeben. Auf der Ebene soll es aber einige sehr interessante Fundstücke gegeben haben. Ich warte ungeduldig auf eine neue Möglichkeit diesen Ort bei einer erneuten Reise zu besuchen.

Resume meines Besuches der Ebene der Tonkrüge

Für mich war es ein überwältigendes Erlebnis die Ebene der Tonkrüge zu erkunden! Erschreckend war die Konfrontation mit den Überresten eines sinnlosen Krieges, der viele dieser historischen Überlieferungen zerstört hat.

BESUCHSWERT:  ***** von ****** Kerner-Sternen Die Kerner-Sterne sind die Einheit, die über die Attraktivität einer Attraktion Auskunft geben soll. Sie basieren auf einer subjektiven, persönlichen Einschätzung durch mich.

Im Internet findet man Bewertungen, die von Zeitverschwendung schreiben und die Ebene der Tonkrüge als uninteressante Ansammlung von Steinhaufen betiteln. Dem kann und will ich nicht folgen! Für mich ist ein Besuch eines so bedeuteten Zeitdokuments unbedingt zu empfehlen. Nicht nur, dass es zur der eigenen Bildung beiträgt, sondern auch, weil man damit die Anwohner und die Gewerbetreibenden in dieser Region stärkt.

Link zu einer sehr guten Erklärung der C14- Methode:

Wie funktioniert die C-14-Methode?

Ein weiteres sehenswertes Baudenkmal aus der laotischen Geschichte:

Wat Phou der Bergtempel der Khmer in Laos

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3 Kommentare zu “Die Ebene der Tonkrüge in Laos

  1. Wolfgang

    Laos steht noch auf meiner Liste der Länder, die ich mindestens einmal bereisen möchte (und ohne die Corona-Pandemie wäre das wohl auch schon passiert) und ein Besuch von diesen Tonkrügen steht auch am Programm. Danke für diesen Bericht, er hat meine Vorfreude gesteigert 🙂

    1. Reiner Kerner Autor des Beitrags

      Hallo Wolfgang,

      sorry, das es etwas später geworden ist mit der Antwort!!!
      Vielen Dank für Deine netten Worte und ich hoffe, dass Du die Vorfreude noch unter Kontrolle hast! 😉
      Es lohnt sich auf jeden Fall und ich bin mal gespannt wenn Du später von den Erlebnissen und Eindrücken berichtest!
      Liebe Grüße

      Reiner

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