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Die Gestik der Buddha-Darstellungen Teil 1

Last Updated on 7. Dezember 2022 by

Die Gestik der Buddha-Darstellungen

Verstehen kann man ein Buddha-Bildnis erst dann, wenn man seine Symbole zu interpretieren  lernt. Was wird in welcher Weise dargestellt? Welchen Sinn haben die Handgesten, was bedeuten die Attribute in der Gestik der Buddha-Darstellungen?

Buddha-Kopf - Gestik der Buddha-Darstellungen Teil 1

Der historische Buddha

Um diese Fragen zu beantworten müssen wir uns erst einmal mit dem historischen Buddha beschäftigen. Buddha ist eine Ehrenbezeichnung für ein Wesen, das „erwacht“ oder „erleuchtet“ ist.

Die tatsächliche historische Person lebte im damaligen Nordindien in der Zeit von 563 bis 483 v. Chr. Wissenschaftler zweifeln in der heutigen Zeit diese Datierung an und glauben Siddhartha Gautama, der spätere Buddha sei ein Zeitgenosse des in Athen lebenden griechischen Philosophen Sokrates ( 469 – 399 v. Chr. )  gewesen. Folgt man dieser Auslegung hätte Buddha erst zirka einhundert Jahre später gelebt.

Mit 35 Jahren, im Mai 528 v. Chr., nahe dem heutigen Bodhgaya, einem im Nordosten in Indien gelegenen Ort, soll Siddhartha Gautama unter einer Pippala oder Asvattha, einer Pappel-Feige (Bodhi-Baum) sitzend, die Erleuchtung erlangt haben.

Zuvor hatte Siddhartha verschiedene Wege beschritten, um das Wesen des Leids dieser Welt zu erkunden. Darunter auch die Askese. Nach dem Siddhartha die Erleuchtung erlangte, traf er als Buddha in der Nähe von der Stadt Banares (Vārānasi) seine ehemaligen Mitasketen wieder. Im Wildpark Rsipatana (Sārath) stellte er ihnen seine Lehre vor und setzte somit das Rad der Lehre in Bewegung. Fünf der zuhörenden Asketen bekannten sich dann zu Buddha und mit ihrer Ordination zu Mönchen (bhiksu) entstand der erste buddhistische Mönchsorden. (sangha)

Wer gerne über den Geburtsort von Siddharta Gautama,  dem späteren Buddha etwas erfahren möchte, sein dieser Beitrag von dem Blog  „raus ins Leben“ empfohlen: Lumbini – wo Buddha geboren wurde

Die Festlegung der wiederkehrenden Elemente einer Buddha-Abbildung

Folgende Elemente finden sich bei allen Buddha-Abbildungen wieder:

  • Scheitelspitze
  • Aufwölbung auf den Haaren
  • Haar
  • Stirnmal
  • Ohren
  • Körper
  • Kleidung
  • Handgesten
  • Fußbekleidung – Haltung
  • Beinstellung

Die Scheitelspitze bei Buddha-Darstellungen

Die Scheitelspitze, die auf dem Haarknoten aufgesetzt ist, entstand zu einem späten Zeitpunkt in den Darstellungen Buddhas. In der Gadhara-Kunst, also in den frühesten Darstellungen, ist sie noch nicht zu finden. Zuerst war es ein kleiner Knopf. Dieser wandelte sich in Burma, dem heutigen Myanmar, und in den tibetischen Darstellungen zu einer Zwiebelform. In Ceylon, im heutigen Sri Lanka, war es ein Strahlenbündel und in Thailand wurde es in der Sukhothai-Epoche die hervor züngelnde Flamme. So dient die Scheitelspitze als Hinweis zur ersten Einteilung der Region und der Zeit-Epoche einer Buddha-Abbildung.

Buddha-Kopf mit Flamme
Buddha-Kopf mit Flamme

Der Haarknoten Buddhas

Der Haarknoten, oder die Scheitelwulst (usnīa) war schon in frühester Zeit das markante Kennzeichen der Erleuchtung. Er durfte von Künstlern nur bei einem Buddha oder bei einem Wesen gleich der Buddha-Erkenntnis angewandt werden. 200 Jahre lang wurde diese Erhöhung als Haarknoten bezeichnet, dann kam es zur Wandlung hin zu der Bezeichnung Scheitelwulst in der Gestik der Buddha-Darstellungen.

Buddha-Kopf Darstellung mit Haarknoten
Buddha-Kopf Darstellung mit Haarknoten

Das Haar Buddhas in der Gestik der Buddha-Darstellungen

Den Mönchen war es schon seit je her vorgeschrieben das Haar zu scheren und einen kahlen Kopf zu zeigen. Das beinhaltete auch die Augenbrauen und den Bart. Wie ist nun die Behaarung Buddhas bei den Abbildungen zu erklären? Es muß davon ausgegangen werden, dass Buddha selbst diesen kahlen Kopf besessen hat. Die Darstellungen Buddhas mit Haaren ist nur der künstlerischen Gestaltung geschuldet. In den frühesten Darstellungen in der Kunst von Dandhāra wird Buddha mit welligem und langem Haar gezeigt. In der Kunst der Mathura-Steinmetze sind die Haare kurz gekringelte Locken, die nach rechts eingedreht sind. Die Haare gehören zu den 32 Schönheitskennzeichen auf der Liste, die einen „großen Menschen“ (mahāpurusa) auszeichnen.

Buddha Darstellung mit Stirnmal und Haarknoten
Buddha Darstellung mit Stirnmal und Haarknoten – Vietnam

Eine Legende besagt, dass kleine Schlangen sich auf dem kahlen Kopf Buddhas niederließen um ihn vor der der heißen Sonne zu beschützen. Daher kommt auch die Formulierung „der mit Schlangen Gekrönte“ !

Das Stirnmal am Buddha-Bildnis

Auch das Stirnmal steht auf der Liste der Schönheitskennzeichen. Das „Ūrnā“ auf Buddhas Stirn soll aber nicht das dritte Auge zeigen, wie so oft fälschlich behauptet wird. In den Beschreibungen der Wissenschaftler finden sich Hinweise auf einen Wirbel aus Haaren oder aber auf einen herausstehenden Punkt einer Warze. Daher fehlt dieses Merkmal auf vielen Buddha-Statuen, ohne dass es dabei zu einer Beeinflussung religiöser Ausdrucksweise kommt. Diese Darstellung, mit dem Stirnmal, findet man in Nordostasien immer und in Südostasien gelegentlich.

Buddha Darstellung mit Stirnmal und Haarknoten
Buddha Darstellung mit Stirnmal und Haarknoten und Hakenkreuz auf der Brust

In den südostasiatischen Ländern sieht man oft die Buddha-Darstellung mit einem Hakenkreuz auf der Stirn oder auf der Brust. Dieses Zeichen (Swastika) wird im Buddhismus als Zeichen des Sonnenrades benutzt und ist ein Glückssymbol. Erst im 18. Jahrhundert wird eine ähnliche Abbildung als Hakenkreuz bezeichnet. Erst als die Nazionalsozialisten in Deutschland dieses Symbol, ein auf der Spitze stehendes, nach rechts gewinkeltes Hakenkreuz, für ihre Zwecke missbrauchten bekam es diese negative Deutung. Die Darstellung des Swastika als Glückssymbol ist nach wie vor in Deutschland gestattet sofern es richtig dargestellt wird.

Die Ohren Buddhas

Besonders auffällig für die europäische Betrachtungsweise ist die Darstellung der langgezogenen Ohren Buddhas. Eine Erklärung findet sich in der Geschichte. In der Jugend, als Buddha noch als Siddhartha Gautama in dem Palast der reichen Eltern lebte,  wurde dort wertvoller, schwerer Ohrschmuck getragen. Als Siddhartha beschloß den Palast zu verlassen um ein bettender Wandermönch zu werden, legte er allen Schmuck ab. So deuten die überlangen Ohren auf Verzicht, das Loslassen von allem und auf die Bescheidenheit des Bodhisattvas auf dem Weg zu Erleuchtung hin. Andere Quellen deuten die langen Ohren als Sinnbild der Gier, eines der drei Gifte, die die Erleuchtung verhindern:  Gier – Leidenschaft und Ignoranz.

Gestik Der Buddha Darstellungen - die Langen Ohren
Gestik Der Buddha Darstellungen – die langen Ohren

Im nächsten Teil dieser Reihe geht es um den Körper und die Kleidung.

Gestik der Buddha-Darstellungen Teil 2

Im dritten Teil wirddie die Gestik der Handhaltung der Buddha-Darstellung erklären. Weiterhin wird die Fußbekleidung und die Fußform sowie die Fußhaltung beschrieben.

Gestik der Buddha-Darstellungen Teil 3

Hier etwas über das man Nachdenken sollte: Buddhas Lehren für den Thailand-Touristen

Auch von Interesse : Die 32 Merkmale eines Buddhas

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4 Kommentare zu “Die Gestik der Buddha-Darstellungen Teil 1

  1. Reisefieber

    Hallo Reiner,

    das ist ein sehr interessanter Beitrag. Ich bin schon gespannt auf die nächsten beiden der Reihe. Auf meinen Reisen bin ich schon einigen Buddhastatuen begegnet, die je nach Land immer etwas anders aussehen wie in Sri Lanka, Thailand oder Nepal. Vor zwei Jahren haben wir den Geburtsort des Siddhartha Gautama, Lumbini, besucht. Lumbini liegt im heutigen Nepal. Hier befindet sich ein Maya Devi Tempel mit einem Stein, der für Buddhisten auf den Geburtsort Buddhas hinweist. In früheren Zeiten soll hier ein Holztempel gestanden haben, der rund um den Salbaum gebaut wurde. Mit Varanasi und Bodhgaya gehört Lumbini zu den heiligen Stätten der Buddhisten.

    Liebe Grüße
    Renate

    1. Reiner Kerner Autor des Beitrags

      Hallo Renate,

      vielen Dank für deine netten Worte. Wie Du schon richtig feststellst unterscheiden sich die Buddha-Statuen in den einzelnen Ländern stark. So auch in der Gestik der Darstellungen. In Thailand ist es ein sehr starke Ceylonesischer Einfluß den man auch bei den Chedis erkennt. In der Historie der Buddha-Darstellungen verschwimmen auch die damaligen und heutigen Grenzen. Die ersten Darstellungen Buddhas aus der Gandhara-Epoche im Grenzgebiet zwischen Pakistan und Afganistan sind Zeugen der ersten Anfänge.
      Ich würde mich sehr freuen wenn Ihr auf Euren Blog auch eine verlinkung zu meinem Blog schaffen würdet. Wir könnten ja auch mal über Gastbeiträge nachdenken!
      Liebe Grüße
      Reiner

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