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Last Updated on 30. Januar 2023 by
Kbal Spean – der Fluß der tausend Lingas
Es ist ein mystischer Ort, Kbal Spean – der Fluß der tausend Lingas, der seine Besucher in seinen Bann zieht. Die tropische Schwüle, der Urwald, die Geräusche, die Strapaze des Aufstieges, all das versetzt einen in einen rauschähnlichen Zustand, bei dem man glaubt die Stimmen der Khmer zu hören. Es erscheinen Bilder vor den Augen, Steine scheinen sich zu bewegen und zu leben.
Nun gut, es ist vielleicht etwas dick aufgetragen, jedoch schildert es genau die Gefühle, die ich bei dieser Sehenswürdigkeit in Kambodscha hatte. Kaum ein Ort im Bereich Angkor und dem Wirkungsbereich der Khmer strahlt soviel Religiosität und Zauber aus.
Wo liegt Kbal Spean?
Kbal Spean befindet sich einige Kilometer ausserhalb von Siem Reap an der Nationalstrasse 66. Ich bin mit meiner Begleitung sehr komfortabel mit dem TukTuk, dem dreirädrigen Motorradtaxi gefahren. Ich hatte jeweils ein Tuk Tuk für den ganzen Tag gebucht. Vom Zentrum von Siem Reap aus sind es zirka 50 km bis zum Beginn des Aufweges nach Kbal Spean.
Kbal Spean – der Weg zu einer verwunschen Welt
Ich hatte für mich und meine Begleitung schon sehr früh das TukTuk vom Hotel bestellt. Pünktlich hörte ich das bekannte „Good morning Sir, good morning Lady“ Ich wurde häufig zuerst begrüßt, da diejenige Person wohl wusste wer bezahlt 😉
Bei angenehmen Temperaturen ging die Fahrt los. Es war geplant Kbal Spean und Banteay Srei zu besuchen. Es ist für mich immer faszinierend in welchen für uns ungewohnten, einfachen Lebensverhältnissen die Menschen in den ländlichen Regionen dort leben.
Wie so oft in Südostasien kam es aber anders…
Motorradpanne in Kambodscha
Wir fuhren also erwartungsfroh die Landstrasse entlang, als ein recht lauter Knall und das danach folgend langsamer werdende Tuk Tuk nichts Gutes ankündigte. Unser „driver“ blieb aber absolut ruhig und sagte grinsend: „Sorry 🙂 we must walk a little bit !“ Na toll, wer mich kennt, der weiß, dass ich die „Blaue Stunde“ liebe, also die Zeit am Morgen, in der die Farben am meisten leuchten und die Schatten dem Bild eine wundervolle Tiefe verleihen.
Wir verließen unser Gefährt und halfen schieben. Nach zirka 10 Minuten ereichten wir eine eigentümliche Tankstelle und eine „Werkstatt“. Die Anführungsstriche rühren daher, dass, wenn man jetzt eine voll ausgerüstete und fast klinisch reine Hightech-Schmiede erwartet, man Abstriche machen muß. 😉
Man beratschlagte kurz und begann sorgsam das Vehikel motortechnisch zu zerlegen. Uns wurde versichert, das die Reparatur zirka 30 Minuten dauern würde. Ich hatte nicht erwartet, dass dies eingehalten werden könne. Doch der Werkstattbesitzer war ein Meister seines Faches und so knatterte der kleine Motor auch fröhlich nach der vorher genannten Zeit los ! Es hätte am schlechten Benzin gelegen, so die kurze Fehleranalyse. Also müsse jetzt nur noch saubres Benzin getankt werden und dann könne es auch schon weiter gehen !
So wie die gesamte Werkstatt war auch das Tanken etwas speziell. Ich kannte ja schon die besondere Art des Tankens, die ich im posting: Die ungewöhnlichsten Gründe für einen Urlaub in Thailand! schon einmal beschrieben hatte. Die junge Frau freute sich auf das kommende Geschäft und füllte das gute Benzin aus den Vorratsflaschen in den Tank.
Der Weg zum Fluß der tausend Lingas
Vorbei an dem Tempel Banteay Srei ging es weiter die Strasse entlang und wir erreichten den kleinen Parkplatz, von dem der Weg hinauf führte. Es ist ein Sand- Lehmweg, der mit unzähligen Wurzeln gepickt ist. Die Temperatur war schon angestiegen und wir machten uns auf den Weg. Ich hatte gelesen, dass der Aufstieg 30 bis 40 Minuten dauern soll. 1200 Meter bergauf, das war wohl ein frommer Wunsch.
Es war tropisch schwül. Sicherlich, man hatte einen wundervollen Ausblick über den tropischen Wald, aber der Weg zog sich!
Auf einmal, als etwas Stille einkehrte, hörten wir neben dem Zwitschern der Vögel ein leichtes Plätschern des Baches Stung Kbal Spean.
Die Geschichte von Kbal Spean
Versetzen wir uns in eine lang zurückliegende Zeit. Es regiert König Udayadityayavarman II. Er hatte eine Regierungszeit von 1015 – 1066. Auf dem Bergplateau des Phnom Kulen entstand durch Einsiedler am Bachlauf des Stung Kbal Spean ein 150 Meter langes Gebiet mit Reliefbildern von göttlichen Wesen und Symbolen. Gefundene Inschriften verweisen jedoch schon auf die Zeit vor Udayadityavarman. So soll ein Minister von Suryavarman I. schon an diesem Platz gewesen sein, um hier ein Linga zu weihen.
Später geriet diese heilige Stätte aber in Vergessenheit. Erst 1968 entdeckte ein Herr Jean Boulbet ( *1926 – † 2007) , ein französischer Ethnologe, der lange Jahre in Kambodscha lebte, dieses Gebiet wieder und kartographierte es. Dann geriet Kbal Spean und das ganze Gebiet von Phanom Kulen in die Wirren des Krieges. Das Gebiet wurde ein Rückzugsgebiet der Roten Khmer. Dort wurden unzählige Landminen der Roten Khmer vergraben und die Roten Khmer wehrten noch lange die Angreifenden Truppen ab. Erst 1989 ergaben sich die letzten Kämpfer. Durch diese Vielzahl von Sprengminen und weiteren Resten der Kriegshandlungen wurde eine Erforschung unmöglich. Wer mehr darüber erfahren möchte hier ein Link: Die Roten Khmer
Das Gebiet hielt aber noch weitere Überraschungen bereit. Schon lange suchten die Wissenschaftler die Sagen umwogene Stadt Mahendraparvata. Diese soll die Hauptstadt des Jayavarman II. gewesen sein. Lange war die Existenz umstritten und erst als Archäologen im Jahr 2012 ein neues System in diesem Gebiet einsetzten: Light detection and ranging, kurz „Lida“ genannt, wurde etwas entdeckt. Bei dieser Methode wird die Erdoberfläche vom Helikopter oder Flugzeug aus mit einem Laser abgetastet. Auf den Auswertungen der Aufnahmen erkannten die Wissenschaftler ausgedehnte Siedlungsstrukturen. Es war die lange gesuchte Stadt Mahendraparvata, die erste Stadt des Khmer-Reiches und Kbal Spean gehörte sicherlich mit dazu.
Ein Rundgang in Kbal Spean
Schon am Anfang trifft man auf das großartige Relief, das Vishnu liegend auf der Schlange Ananta zeigt.
Das Wasser rinnt durch dieses Relief. Die tiefere religiöse Deutung ist das Auferstehen der Gottheiten aus dem Wasser des Ur-Ozeans und die Beendigung des Ur-Chaos.
Die Art der Gestaltung der Reliefs ist dem Baphuon-Stil zuzuordnen. Natürlich wird dieser besondere Ort von den Mönchen besucht. Fotos dokumentieren den Besuch und immer öfter sieht man auch Mönche, die ein schnelles Selfi schießen. Diese Selbstinzenierung widerspricht aber gründlich den Lehren Buddhas. 😉
Wasser wurde in allen Zeiten von den Menschen als heilig angesehen. Ohne Wasser kein Leben und in der hinduistischen Sagenwelt wird das Urmeer, das „Milchmeer“, in dessen Mitte der heilige Berg Meru steht, mit der heiligen Schlange Naga „gequirlt“.
Was ist eigentlich ein Lingam oder Lingayoni?
Ein Linga oder Lingam ist eine nicht bildliche Darstellung der Gottheit Shiva aus dem Hinduismus. Auch für mich war neu, dass auch die Markierungen auf dem Bild oben und in der Mitte Lingayoni darstellen. Ich vermute, dass auch die 8 Steine in einem Buddhistischen Tempel, die den heiligsten Bereich abgrenzen, aus dieser hinduistischen Darstellung entstanden sind. Diese Wortzusammensetzung Lingayon stammt aus dem ersten Teil, dem Linga, das den männlichen Teil darstellt und dem Yoni, die Fläche um den Lingam, den weiblichen Teil. So müsste man also eigentlich fast immer von Lingayoni sprechen oder schreiben.
Es lohnt sich dem Wasserlauf aufmerksam zu folgen. Immer wieder entdeckt man neue Symbole und Perspektiven. So ist auch auf einem Basisrelief das kleine Motiv „der dreibadenden Gottheiten in einem Fluß“ bekannt.
Gegen Ende des Weges befindet sich ein kleiner Wasserfall. Hier sollte der Besucher einige Zeit verweilen, sich die Geräusche des Wassers und des Waldes anhören. Wenn Ihr Euch jetzt noch vorstellt, dass die Wortfetzen, die ihr hört, von den Mönchen kommen, die hier einst gewirkt haben, entsteht ein wundervolles Gefühl der inneren Ruhe und der Einkehr.
Resume des Besuchs von Kbal Spean
Noch schnell eine Bemerkung von mir: der aufmerksame Leser wird bemerkt haben, dass ich am Anfang des Berichtes den Besuch des Tempels Banteay Srei erwähnt habe. Dieser Tempel der Khmer wird in einem der nächsten Postings folgen 😉
Nun zum Besuch von Kbal Spean. Trotz allen herrlichen Tempelanlagen von Angkor Wat ist Kbal Spean durch sein Alter und seine Geschichte sehr beeindruckend. Man sollte sich dieses historische Monument der Khmer unbedingt anschauen, auch wenn es etwas anstrengend ist. Sicherlich wird es hier in der Region von Phnom Kulen noch viele archäologische Entdeckungen in der Zukunft geben. Es bleibt also spannend und ein Besuch lohnt auf jeden Fall!
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Toller Bericht, vielen Dank. Ich will schon lange dort hinfahren…
Hallo Thomas,
danke für das Lob. Es lohnt auf jeden Fall! Nimm dir aber bitte Zeit mit, diesen Platz muß man entdecken und genießen!
LG Reiner