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Last Updated on 4. Mai 2023 by
Kein Mensch kommt um diese Worte herum, wenn er sich mit Asien beschäftigt oder sogar dorthin reist, sei es beruflich oder als Tourist. Doch was versteckt sich hinter diesen Worten, hinter diesen Gebäuden? Wann sind die ersten entstanden und sehen sie in allen asiatischen Ländern gleich aus?
So viele Frage sind offen, deshalb begeben wir uns auf die Reise, um die Rätsel und Fragen über die Chedis, Stupas, Dogobas und Tsha-thas zu klären zu versuchen .
Was ist eine Stupa oder ein Chedi?
Die Geschichte der Stupas, der Chedis und der Dogobas begann schon vor der Geburt Siddhartha Gautamas (563 v. Chr.), des Shakyiamuni oder des Buddha der Gegenwart. (siehe auch – die drei Buddhas der Zeit). Der eigentliche Prototyp entstand laut verschiedenen Wissenschaftlern ungefähr vor mehr als 2500 Jahren.
Es gibt aber Stupas, die schon kurz nach dem Leben Buddhas errichtet wurden. Einige der ältesten stammen aus der Zeit des Kaisers Ashokas (* 304 v. Chr. – † 232 v. Chr. – Thronbesteigung 268 v. Chr.) Einer Legende nach soll er befohlen haben in dem Gebiet seiner Macht 84.000 Stupas zu errichten. Diese Anzahl ist aber sichtlich zu hoch gegriffen und so bezweifeln auch die Wissenschaftler diese Mengenangabe.
Als buddhistische Kultbauten schlagen die Bauwerke eine Brücke zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren – oder auch zwischen unserer Welt und der spirituellen Welt.
Nicht immer sind diese Stupas, Chedis und Dogobas für den Besucher buddhistischer Länder einfach zu erkennen. Die Größe, das äußere Aussehen und die Bezeichnungen sind oft unterschiedlich. So ist häufig von Stupa die Rede, aber im thailändischen Gebiet wird das gleiche Bauwerk als Chedi bezeichnet.
In Ländern wie Java, Sri Lanka, Thailand, Burma – dem heutigen Myanmar, Indien, Nepal, Tibet, China, Korea und Japan unterscheiden sie sich stark untereinander. Dazu kommen noch weniger bekannte Bezeichnungen aus Vietnam (Cham), Laos und Kambodscha. In dieser Aufzählung reihen sich die Mongolei, Afghanistan und Pakistan ein.
Die Stupas sind Reliqien-Schreine und Mahnmale an den Frieden der Welt. Die Stupas sollen den Frieden nach innen und außen ungeachtet der gesellschaftlichen Hierachie, der Herkunft oder einer Glaubensangehörigkeit vermitteln.
Ein schönes Beispiel einer Formgebung in der Moderne ist die Dogoba in der buddhistische Akademie in Mandalay in Myanmar.
Was bedeutet das Wort Stupa?
In dem Sanskrit-Wort „stūpa“ finden wir gleich die komplette Auflösung des religiösen Zusammenhangs. In dem „Rigveda“, den altindischen Werken und weiteren schriftlichen Überlieferungen wird das Wort „Pagode“ übersetzt mit „einem Knoten oder einem Büschel von Haaren“ – aber auch mit „der obere Teil des Kopfes, die Spitze, die Säule und der Baumstamm“.
Ursprünglich gab es für die Stupa zwei Begriffe. In Sanskrit „chaita“ oder „citiya“ – in Pali den Begriff „caitya“. Hierbei fand das Wort „stupa“ mehr im religiösen Sinne und „caitya oder auch „mahācaitya“ mehr für die Architektur Anwendung. So ist anzunehmen, dass die Bezeichnung Chedi im Pali aus „caitya“ oder „cetiya“ entstanden ist.
Aus Sri Lanka stammt der Begriff „dhātugarbha“, der „Schloß der Elemente“ bedeutet. „dhātu“ bedeutet „Überbleibsel, Reliquie“ – „Element des Körpers“. So ist die Bezeichnung Dagoba hauptsächlich in Sri Lanka zu finden. Aus dieser Beschreibung leiten wir oftmals ab, Stupa sei ein Gebäude, ein Behältnis für Reliquien. Dies ist aber nur ein Teil der Beschreibung. „Dhātugarbha“ bedeutet auch „Gefäß, welches die Elemente enthält aus denen die Welt besteht.“
Kommen wir zu einer weiteren Ausdrucksweise. „Dharmadhātu“ bezieht sich auf die Architektur des Bauwerkes und auf den religiösen Zweck. In der Übersetzung lautet es „Ein Gebäude, das die Essenz, das Wesen des Ddharma in sich trägt“.
Die letzte Betrachtung führt uns nach China. Dort wird die Stupa „Ta“ genannt und im Japanischen „tō“. Es gibt noch eine andere chinesische Bezeichnung, „baota“ – die etwa „Turm der Kostbarkeit“ ausdrückt.
Das Aussehen und die Funktion einer Stupa – eines Chedi
Das frühste Aussehen einer Stupa war die künstlich aufgeschüttete Erdanhäufung, die zu einer Halbkugel geformt wurde. Diese Halbkugel saß bei anderen Formen auf einem Fundament oder einem Sockel. In späteren Varianten wird die Stupa zusätzlich von einer Mauer oder Palisade umgeben, der sogenannten „ridikā“, die den heiligen Raum definiert. Diese Umrandung ist mit vier Toren oder Zugängen, auf jeder Seite einem, unterbrochen. Die Ausrichtung ist genau auf die vier Himmelsrichtungen angelegt.
Grundlegend ist eine Stupa ohne einen Zugang zu einem möglichen Raum angelegt. Durch das nicht Vorhandensein von Fenstern und Türen ist der rein symbolische Charakter der Stupa ausgedrückt. Die Form ist streng geometrisch ausgerichtet und die Formen Kreis, Quadrat, Kugel und Würfel bilden die Grundlagen. So soll die Form an den sitzenden Buddha erinnern. Die Funktion hat sich im Laufe der Zeit verändert und dient als Reliquien-Schrein, als Erinnerungsmal und als Votivgabe.
Die Stupa als Reliquien-Schrein
Als Reliquien-Schrein verbergen sich im Inneren symbolische Überreste des Shakyamuni-Buddhas. Die frühesten Stupas sollen in besonderen Kästen Überreste der Asche Buddhas enthalten haben. Im „Mahapariniyana-Sutra“ wird beschrieben: „Der sterbende Buddha hat persönlich vier Orte benannt, wo ein Reliquien-Schrein errichtet werden soll. Dies soll am Ort der Geburt in Lumbini, am Ort des Erwachens in Bodhgaya, am Ort der frühen Unterweisung in Sarnath und am Ort des Parinirvana, dem Übergang ins Nirwana, in Kushinagara geschehen“.
In späterer Zeit wurden in den Reliquien-Schrein Kristalle, Gold, Schriften oder weitere religiöse Artikel, die in Zusammenhang mit Buddha oder hochrangigen Mönchen stehen, in den Stupas hinterlegt.
Weit zutreffender ist die Annahme, dass Stupas Erinnerungsmale an Orte oder an Handlungen stehen, an denen Buddha beteiligt war.
Bis heute ist es für Buddhisten eine verdienstvolle Tätigkeit eine Stupa zu errichten oder errichten zu lassen, weil die Stupa für die Verbreitung des Dharma, also der Lehre Buddhas, gilt.
So diente die Stupa heute und schon in früheren Zeiten als Pilgerort und als Pilgerroute, um den inneren Frieden und die friedvolle Heiterkeit zu erlangen. So wird Buddhas Wort im „Saddharamapundarika-Sutra“ wiedergegeben – „Wenn Kinder einen Stupa aus Sand zu Ehren der Buddhas bauen, so werden sie zum späteren Zeitpunkt aufgrund dieser Haltung unweigerlich erwachen….“
Heute dient die Stupa oder der Chedi als letzte Ruhestätte für die Asche eines Verstorbenen. So ist die Verbindung zum Buddhismus und zum Nirwana gewährleistet.
Die Architektur und die religiöse Bedeutung einer Stupa
In den ersten Jahrhunderten gibt es keine bildlichen Darstellungen des Buddha. Es gibt jedoch eine eindeutige Symbolsprache, die sich auch in den Stupas wiederspiegelt. Die Stupa als solche ist auf die Spitze ausgerichtet und sie sollte immer in Uhrzeigerrichtung umrundet werden. Dies bedeutet auch den aufstrebenden Weg in das Nirwana.
Die Weltachse und der Berg Meru
Zuerst symbolisierte ein Holzpfahl die Achse der Stupa, der bis zum Fundament reichte. Um diesen Pfahl herum wurde das Bauwerk symmetrisch errichtet. Später übernahm ein Stab (yasti) diese Aufgabe mit dem Schirm auf der Spitze der Stupa. Dieses Zeichen war die „Weltachse“, die die göttliche Ebene mit dem Menschen verband. Später wurde diese Achse auch als „Berg Meru“ aus der hinduistischen Mythologie gedeutet. Dies spiegelt sich auch in den japanischen Pagoden wieder, die als „shumisan“ bezeichnet werden. In der Übersetzung bedeutet dies „Berg Sumeru“
- Fundament „Vedika“ oder auch „erhobener Platz“ aus dem Sanskrit
- „Phradakshinapatha“
- Freitreppe mit „Marakara-Balustraden“
- „Medhi“
- innere Pharadashinapatha
- „Anda“ oder Garbha
- „Yupa“ – verborgener Teil der „Yasti“
- „Harmika“ – quadratischer oder würfelförmiger Bereich, der den weltlichen Bereich vom sakralen abteilt. Vorbild dabei war vermutlich eine Palisade oder ein Zaun.
- „Chattravali“
- „Kalasha“ oder „Mani“
Die Elementsymbolik der Stupa
Jede architektonische Ebene bei einer Stupa hat eine besondere Symbolik. Die Stupa als solche ist ja nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet und so verwundert es auch nicht, dass die Formgebung auch einen Teil der kosmischen Ordnung widerspiegelt. Hier werden die fünf Elemente dargestellt. Diese werden aufsteigend immer flüchtiger und stellen so die emporsteigende Energie bis hin zur Erleuchtung dar.
Die Erde ist die Grundfläche und das Zeichen der Sangha, der buddhistischen Gemeinde. Das Wasser ist das Dharma, die Lehre Buddhas. Weiterhin das Symbol der gekreuzten Beine und des Oberkörpers des Erleuchteten.
Das Feuer ist das Symbol Buddhas und umfasst den Kopf und das Ushnisha, also die Erhöhung an Buddhas Hinterkopf, welches das Zeichen für Weisheit und die Offenheit Buddhas als ein erleuchtetes Wesen darstellt. An der oberen Spitze befindet sich die Krone, die die Luft und den Raum der Bhodi, also die Erleuchtung repräsentiert.
Speziell in Thailand auftretende Formen der Stupas
In Thailand finden sich eine Anzahl von unterschiedlichen Formen der Stupas. Vermutlich indische Wurzeln waren für die Formgebung verantwortlich und wurden in späteren Zeiten durch verschiedenste Einflüsse verändert.
Der Chedi ist also eine spezielle Art der Stupa. Es gibt kaum einen Tempel, ein Wat in Thailand, der keinen Chedi aufweist. Der Urtype stammt aus Sri Lanka. Die ältesten erhaltenen Chedis aus der Sukhothai-Epoche weisen eine besondere Abweichung auf.
Es fällt eine eine deutliche Streckung der Bauebenen in vertikaler Richtung auf. Dadurch wirken die Chedis der Sukhothai-Epoche besonders schlank, fast elegant auf den Betrachter.
Es gibt verschiedene Typen von Chedis, die in Thailand anzutreffen sind:
- Der Chedi in der Form einer Lotus-Blüte
- Der Prang – Tempelturm – als Stupa in der Khmer-Form
- Der Chedi in Form einer umgestülpten Glocke
- Den Sukhothai Prasat mit abgestufter Spitze als Stupa
- Den Prasat Yot mit abgestufter Spitze als Stupa
Anhand der Beispiele sollte es beim nächsten Besuch etwas leichter fallen den Baustil zu erkennen.
Hier noch zwei Beispiele von wundervollen Stupas oder Chedis aus Myanmar und Bangkok.
Was sind aber Thsa-Thsas
Thsa-Thas werden in verschieden Formen geschrieben, so auch Tsa-Tsa oder Tsatsa und sie entstammen aus dem Vajrayana- Buddhismus aus Tibet. Es sind kleine Votiv-Tafeln, die einen hohen Stellenwert im Buddhismus besitzen.
Nachdem ich bei meinen Recherchen zu diesem Thema feststellen musste, wie umfangreich es ist, habe beschlossen diesem Thema in der Zukunft einen ganz eigenen Post zu widmen! Bitte verfolgt meinen Blog – oder noch einfacher ist es meinen Blog zu abonnieren.
Den Post über die Tsa-Tsas findet Ihr hier: Tsa-Tsas – Votiv-Tafeln im Buddhismus
Schlußwort zum Thema Stupa
Ich hoffe ich konnte Euch einen kleinen Einblick in die komplexe Gedankenwelt rund um die Stupa geben. Dieses Thema ist so vielfältig und durch die Unterschiede in den einzelnen asiatischen Ländern so umfangreich, dass es lohnenswert ist sich weiter mit dieser Thematik zu beschäftigen. Solltet Ihr bei Eurer nächsten Reise nach Asien auf Stupas treffen, schaut sie Euch mal genauer an und betrachtet die besondere Ausdrucksweise. Dadurch werdet Ihr auch mehr vom Buddhismus erfahren.
Solltet Ihr Fragen, Anregungen oder Wünsche haben, dann freue ich mich auf einen Kommentar von Euch!
Euer Reiner
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Hallo Reiner, das ist ein toller Artikel. Kennst Du die Namaste-Dagobe oder Padode es Famen-Tempels bei Xi’an? Den Artikel werde ich gleich mal mit diesem verlinken. Liebe Grüße – Ulrike
https://www.bambooblog.de/der-famen-tempel-bei-xian/