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Tsa-Tsas – Votiv-Tafeln im Buddhismus

Last Updated on 6. August 2024 by

Sehr häufig fallen dem Besucher eines thailändischen Tempels, eine Wats, die Verkaufsstände auf, an denen man allerlei buddhistische Dinge erwerben kann. Neben Buddha-Statuen, Tham Bun – Eimern, das sind gefüllte Eimer mit Gaben für Buddha und die Mönche, findet man in großer Anzahl diese kleinen Kunststoffboxen, in denen sich Reliefs aus unterschiedlichen Materialien befinden.
Immer wieder beobachte ich die Touristen, die sich hier mit solchen Dingen als Souvenir eindecken. Dazu sind diese Artikel oftmals günstiger als die in den direkten Souvenir Shops.
Doch was hat es auf sich mit diesen „Tsa-Tsas“, diesen Votiv-Tafeln? Warum diese Mengen und weshalb gibt es so viele Unterschiede?

Votiv-Tafel in einer Kunststoffbox - Erinnerungsstück aus einem Tempel
Votiv-Tafel in einer Kunststoffbox – Erinnerungsstück aus einem Tempel

Was sind Tsa-Tsas?

Genau genommen sind es Gegenstände oder Reliefs aus Ton, Gips, Steanin oder Holz, die Buddhas, Stupas / Chedis oder auch Mantras abbilden, bei denen man besondere und spezielle Substanzen oder Gegenstände beigefügt hat.

Die Geschichte der Tsa-Tsas

Die Bezeichnung TsaTsa kommt aus dem tibetischen Raum, wie auch die ersten Fundstücke dieser Votiv-Tafeln. Es gibt verschiedene Schreibweisen: so findet man „Tsa-Tsa“ (so wie ich es hier im Bericht verwenden werde), „Tsatsa“ aber auch „Tsha-Tsha“ und weitere Bezeichnungen und Schreibweisen.
Das tibetische Tsa-Tsa wird im Sanskrit „sacchaka“ oder „sancaka“ geschrieben. Damit soll eine Gießform oder ein Stempel gemeint sein.
Die frühesten Funde zeigen die Form der Stupa als Erdhügel. Diese sollen als Herstellungsmaterial Erde der ersten acht Stupas enthalten, in denen sich dieAsche vom Buddha Shakyamuni (dem Buddha der Gegenwart – siehe Die Buddhas der drei Zeiten ) befinden soll.
Wie schon in dem Bericht über die Stupas beschrieben, sind es die Stupas, die besondere Stationen in Buddhas Leben darstellen.

Votiv-Tafel mit Stupa-Abbildung 10. bis 11. Jahrhundert n.Chr.   Metropolitan Museum of Art, New York
Votiv-Tafel mit Stupa-Abbildung 10. bis 11. Jahrhundert n.Chr. Metropolitan Museum of Art, New York


Wie auch heute noch wollen Pilger und Besucher von diesen heiligen Stätten Erinnerungsstücke mit nach Hause nehmen. So kam es, dass Mönche die ersten Tsa-Tsas anfertigten.
Auch der aus dem Bericht über die Stupas bekannte Kaiser Ashoka (* 304 v. Chr. – † 232 v. Chr.) spielte eine besondere Rolle. Ihm schreibt man es zu, dass in seiner Zeit die ersten Tsa-Tsas gefertigt wurden, in die Mantra-Texte in speziellen Hohlräumen eingefügt wurden. Auch gesegnete Reiskörner oder Getreidekörner fanden Archäologen in solchen Votiv-Tafeln.
Datierte Funde gibt es aus dem 5. Jahrhundert n. Chr. aus China – und aus der Gandhara-Epoche sind ganz besondere und aussergewöhnliche tsa-tsas bekannt.

Die religiöse Symbolik der Votiv-Tafeln

Tsa-Tsa ist ein vielfältiger religiöser Gegenstand, der den Buddha selbst verkörpert, aber auch die Erleuchtung, die Lehre Buddhas – und er sollte mit viel Respekt behandelt werden. Eine überaus wichtige religiöse Tätigkeit ist die Erstellung von Tsa-Tsas. So erlangt man durch die Herstellung von mindestens 108 Tsa-Tsas ganz besondere Verdienste.

Einige der wichtigsten Verdienste sind:

  • Das Erlangen der vollkommenen Wiedergeburt
  • Das Erlangen von vollkommenem Verhalten in der Hingabe zu dem Buddha, seiner Lehre und zu allen Buddhas und Boddhisattvas
  • Du erlangst mit der Herstellung von einer oder tausenden Tsa-Tsas Mut und Ausdauer
  • Du erlangst den Pfad der Meditation
  • Das Erlangen des Weges von Körper, Geist und Rede bis hin zur Erleuchtung

Damit ist eindringlichst verdeutlicht, dass die Handlung der Erstellung von Tsa-Tsas zum dem Weg der Erleuchtung und somit auch in das Nirwana führt.

Die unterschiedlichen Materialien von Tsa-Tsas

Das Material zur Herstellung von Tsa-Tsas ist vielfältig. Es begann mit der Nutzung von Erde, Ton oder Lehm ohne einen Brennvorgang. Diese Tsa-Tsas galten aber als unrein, da starke „unreine“ Beimengungen in den Gegenständen vorhanden waren.
Später wurden sie dann aus Keramik oder Gips gegossen und man begann auch die Tsa-Tsas zu brennen oder sie zu bemalen.
Heute verwenden die Mönche oder Gläubigen moderne Giess- oder Formmassen wie Keramin oder Stewalin. Besondere Formen werden aber auch in Metall gegossen oder in Holz gefertigt.
Auch die Formmassen haben sich gewandelt. Wurden früher geschnitzte Holzformen oder Metallformen genutzt wird heute mit Silikon-Formmaterial gearbeitet und dabei sehr gerne das Abformmaterial der Zahnärzte verwendet, welches diese zur Herstellung von Zahnabdrücken benutzen.

Die Beigabe in den Votiv-Tafeln

Hierbei ist auch die Art der Votiv-Tafeln mit entscheidend. Ich erwähnte ja schon das gesegnete Reiskorn und die Mantras. Es gibt aber auch Tsa-Tsas, die Asche von verstorbenen ehrwürdigen Mönchen, das Knochenmehl oder die Fingernägel, einige Haare oder Urin enthalten. Weiterhin finden sich dort wertvolle Stoffe wie Gold, Silber, Platin, edle Öle, Kräuter oder Gewürze dort mit eingearbeitet.

Die Unterscheidungsmerkmale bei den Tsa-Tsas

Wie schon oft beschrieben gibt es zwei große Unterscheidungsarten: die unterschiedlichen Materialien und die, die in den Abbildungen auf den Votiv-Tafeln unterschieden werden. Außerdem gibt es aber eine dritte Variante, die eine besondere Form oder ganz besondere Inhaltsstoffe besitzt. In dieser dritten Kategorie befinden sich auch jene, die nur in den Geschichten oder Legenden vorkommen und deren Existenz nicht bewiesen ist.

Die verschiedenen Bildnisse auf buddhistischen Votiv-Tafeln

  • Buddha Tsa-Tsas
    Erklärt sich ja fast schon von selbst 😉 es sind die Tsa-Tsas, die Abbildungen von Buddha darstellen. Dabei ist die Darstellung mit der Mudra „Buddha bittet Mara um Hilfe“ die häufigste.
  • Dharani Tsa-Tsas
    Dharani (sansktit „Dhāranī“) ist ein Text mit religiöser oder magischer Bedeutung. In diesen Texten wird mit symbolischen Beschreibungen aus der buddhistischen Lehre berichtet. Man findet die Dharani im Hinduismus sowie in vielen buddhistischen Schulen. Für den, der den Text hört, kommt es dabei nicht besonders auf den Inhalt an, sondern wie bei einem Mantra auf die melodische, meditative Wiederholung.
  • Stupa Tsa-Tsas
    Hier werden Stupas in den unterschiedlichsten Formen dargestellt.
  • Tsa-Tsa Kacheln
    Diese Kacheln stellen eine besondere Gruppe dar. In dieser befinden sich auch die grössten Tsa-Tsas mit bis zu 13 cm Höhe.

Buddha Tsa-Tsa mit der Geste der Erdberührung und dem Sieg über Mara
Buddha Tsa-Tsa mit der Geste der Erdberührung und dem Sieg über Mara

Die Grundmaterialien der Tsa-Tsas

Tsa-Tsa mit Abbildung des Königs Taksin den Großen
Tsa-Tsa mit Abbildung des Königs Taksin den Großen aus hellem Ton
Jatukam Ramathep, der göttliche Engel ist der Beschützer und Glücksbringer (Gesundheit, Wohlstand und ein langes Leben
Jatukam Ramathep, der göttliche Engel ist der Beschützer und Glücksbringer (Gesundheit, Wohlstand und ein langes Leben – heller Ton, ungebrannt
  • Ton, Gips und Erde
    Die Gruppe der Ton Tsa-Tsas ist zahlenmäßig die größte Gruppe von Votiv-Tafeln. Sie sind leicht herzustellen, da die Materialien häufig vorkommen. In diese Gruppe gehören auch die modernen Materialien. Noch heute wird die Herstellungsart in Tempelanlagen angewandt. In meiner zweiten Heimatstadt Sukhothai befindet sich das „Buddhist votiv tablets learning center“, in dem Kurse zur Herstellung von Tsa-Tsas angeboten werden. Hier bekommt man auch sehr viele Informationen zu diesem Thema von meinem Freund Khun Narongchai und seiner Frau Yanaphat Toin. Die Votiv-Tafeln aus Erdmaterial waren nicht witterungsbeständig und so wurden sie häufig an den Tempelwänden im Aussenbereich farbenprächtig und wasserfest bemalt.
  • Keramik
    Die Keramik Tsa-Tsas sind viel seltener zu finden. Hier wurde das Grundmaterial, meist Ton, gebrannt und noch seltener sogar glasiert. Dadurch waren diese ausserordentlich witterungsbeständig.
  • Medizin Tsa-Tsas
    Diese sind zahlenmäßig die seltensten. Der Ursprung liegt in Tibet. Der Sage nach erschien Buddha selbst seinen Schülern als Medizin-Buddha. Die Medizin-Tsa-Tsas beinhalten Wurzeln, Kräuter und weitere Stoffe, die der Heilung zuträglich sein sollen. Diese Votiv-Tafeln dürften wohl eher eine religiöse oder symbolische Wirkung verursachen als eine auf die Inhaltsstoffe bezogene Wirkung auslösen.
Khun Narongchai Inhaber und Lehrer vom Votiv-Center
Khun Narongchai – Inhaber und Lehrer vom Votiv-Center
Sammlung von Gegenständen im Museum von Khun Narongchai
Sammlung von Gegenständen im Museum von Khun Narongchai

Die besonderen Tsa-Tsas

Hier gibt es Votiv-Tafeln, die ganz besonders selten sind oder eine ganz besondere spirituelle Ausstrahlung besitzen. Über die Existenz mancher wird sogar gestritten, da diese noch nie wirklich aufgefunden, wurden sondern nur in Erzählungen oder überlieferten Sagen auftauchen.

Die rituelle Herstellung der Votiv-Tafeln

In diesem Zusammenhang ist als erstes die Tsa-Tsa Meditation zu erwähnen. Die Kraft der Tsa-Tsas entsteht durch Buddhas-Kraft und durch die reine Freude, dass man durch die Herstellung Buddhas-Lehre verbreiten kann. Derjenige, der Tsa-Tsas herstellt und verschenkt oder zum Wohl des Tempels verkauft, erwirbt große Verdienste.
So ist schon die Herstellung ein wichtiger religiöser Prozess und es bedarf reinigender und religiöser Vorbereitung dafür.

Bei fast allen Tätigkeiten werden Mantras gesprochen. Das beginnt mit der Säuberung des eigenen Geistes und der weiteren Reinigung aller verwendeten Dinge. Nichts von diesen Dingen darf den Boden berühren.

Die Person, die die Votiv-Tafeln herstellt sollte an diesem Tag auf Fleisch, Zwiebeln, Knoblauch, berauschende Substanzen (Rauschmittel, Nikotin, Alkohol, Tee, Kaffee) verzichten. Mit dem Beginn der unterschiedlichen Meditationen für die einzelnen Arbeitsgänge und dem am Schluss stehenden Segen der fertigen Tsa-Tsas folgt das Ritual einem festgelegten Ablauf.

Tsa-Tsa aus Metall als Anhänger in Kupferlegierung
Tsa-Tsa aus Metall als Anhänger in Kupferlegierung
Ehrwürdiger Mönch auf Tsa-Tsa aus Kupferlegierung
Ehrwürdiger Mönch auf Tsa-Tsa aus Kupferlegierung als Glücksbringer

Tsa-Tsas – ein faszinierendes Sammelgebiet

In fast allen asiatischen Ländern ist das Sammeln von Votiv-Tafeln vertreten. Sei es aus religiösen Gründen oder auch wie bei uns das Briefmarkensammeln als Hobby und Wertanlage. Historische Tsa-Tsas erreichen dabei Höchstpreise! In Thailand gibt es auf den Märkten und oft auch vor den Tempeln Händler die Tsa-Tsas anbieten. In Thailand gibt es regelmäßig erscheinende Zeitungen die über dieses spannende Thema berichten.
Achtete einfach mal bei Eurem nächsten Asien- oder Thailandbesuch darauf!

Ich werde weiterhin darüber berichten!

Euer Reiner

Etwas was Euch auch interessieren könnte: Historische Aufzeichnungen in Thailand

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4 Kommentare zu “Tsa-Tsas – Votiv-Tafeln im Buddhismus

  1. Dietmar

    ….da habe ich noch eine Frage:
    Manchmal sehe ich Leute mit mehreren Tafeln als Gluecksbringer um den Hals, und auch auf Maerkten werden Tafeln angeboten. Sind das auch TsaTsas bzw. Votiv-Tafeln?

    1. Reiner Kerner Autor des Beitrags

      Hallo Dietmar,

      die Ketten mit den Anhängern gehören auch in die Gruppe der Tsa-Tsas. Da sind die Votiv-Tafeln nur in schönen Anhängern untergebracht. Werden als Glücksbringer und zur Abwehr von bösen Geistern getragen.
      LG Reiner

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