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Last Updated on 3. Februar 2023 by
Wat Phou – der Tempel in den Bergen
Man könnte fast Wat Phou als das Angkor Wat von Laos bezeichnen. Nur wenige Besucher kommen zu diesem beindruckenden Tempel nahe der Stadt Champasak. Ich kann aber versprechen, für an der Khmer-Kultur und an der Geschichte Interessierte, die hier länderübergreifend zu betrachten ist, ist es ein wundervolles historisches Denkmal. Die Bauwerke in manchen Bereichen sind mehr als 1000 Jahre alt. Die meisten stammen aber aus dem 11. bis 13. Jahrhundert n. Chr. Wat Phou ist mit dem Berg und den Resten der Städte Lingapura und Shrestrapura in die UNESCO Welterbe-Liste aufgenommen worden. Bevor wir den Tempel erkunden sollten wir uns auf eine gemeinsame Schreibweise festlegen. Es gibt einige unterschiedliche Schreibweisen des Namens: Wat Phu, Wat Phou, Vat Phou… ich werde hier Wat Phou verwenden.
Wo liegt Wat Phou
Etwa 8 Km von der Stadt Champasak am Fuße des 1416 Meter hohen Phou Khao befindet sich Wat Phou. Den Gipfel dieses Berges krönt ein zirka 16 Meter hoher Fels, der von den Menschen, die in frühen Zeiten hier lebten, als Lingam verehrt wurde. So erhielt der Berg den Namen Lingaparavata – Berg des Lingam.
Eintrittspreis 50.000 Kip das entspricht ungefähr 4,65 Euro
Öffnungszeiten: 08:00 bis 18:00 Uhr
Geschichtliches zum Wat Phou
Der Tempelkomplex ist einer der frühesten Tempel der Khmer. Wissenschaftler sind sich im Unklaren, ob in der Region von Wat Phou schon im ersten Jahrhundert nach Chr. eine religiöse Stätte der Cham, einem Volk von Reisbauern und Nachfahren aus dem ehemals grossen Königreich Champa, bestanden hat.
Die ältesten Gebäudereste stammen aus dem frühen 6. Jahrhundert nach Chr. und sind somit älter als Angkor Wat im heutigen Kambodscha. Zu späterer Zeit war Wat Phou mit einer 250 Km langen Strasse mit dem religiösen Zentrum Angkor Wat verbunden.
In den Anfängen war Wat Phou hinduistischen Göttern geweiht. Verehrt wurden hier Vishnu und Shiva. Dabei war der Shivaismus die älteste und charakterisierendste Religion in dieser Tempelanlage. Vishnu, Shiva und Brahma bildeten die Trimurti, die Vereinigung der drei kosmischen Funktionen der Erschaffung.
Es gab in den folgenden früheren Zeiten eine Koexistenz zwischen dem Hinduismus und dem Mahayana Buddhismus. Nach dem Tode von König Jayavarman VII. im 12. Jahrhundert n. Chr. existierten beide Religionen friedlich nebeneinander. Auch später wurden die hinduistischen Abbildungen von den Buddhisten respektiert und überdauerten somit die Zeit.
Die Feste im Wat Phou
Das Makha Bousa Fest
Noch immer spielt Wat Phou eine übergeordnete Rolle im Leben der Laoten. Am Vollmondtag des dritten Mondmonats feiern mehrere tausend Menschen das Makha Bousa Fest 4 Tage lang im Tempel.
Dieses Fest soll daran erinnern, dass einst 1250 Mönche Buddha aufsuchten. In seinen Reden zu den Mönchen legte Buddha der Überlieferung nach die grundlegenden Regeln des klösterlichen Lebens fest.
Das Büffelopfer Fest
Ein weiteres Fest, das allerdings heute nicht mehr stattfindet, ist das Büffelopfer. Es war eine vorbuddhistische Zeremonie. Die Opferung von Büffeln ersetzte dabei unter Umständen die früheren Menschenopfer. Der Kopf von der Gottheit Kali, welcher ein grauenhaftes Gesicht hat, kann dabei die Erinnerung der in historischer Zeit an die Tempeltore genagelten Totenköpfe sein. Ein Büffel wurde früher jedes Jahr während der 6 Monate des Lao Kalenders geopfert. Dieses Fest wurde bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts praktiziert.
Das Wünschelrutenfest
Als Weiteres sei hier das Wünschelrutenfest genannt. Dieses Fest wird noch heute im Wat Phou begangen. Dabei kommen die gläubigen Buddhisten zur obersten Plattform, verneigen sich 3 mal vor den Buddha-Statuen, bevor sie ein Verehrungsritual durchführen. Dabei benutzen sie eine Holzstange und einen schweren Stein.
Nach einem kurzen Gebet zu Buddha, in dem die Gläubigen ihre Zukunft in den Punkten Liebe, kommerziellen Erfolg, der Gesundheit oder ganz allgemeiner Dinge des weiteren Lebens erfragen, folgt der Einsatz der Holzstange und des Steins. Der Gläubige hält dabei die Holzstange an seine Stirn und misst die Strecke der ausgestreckten Hände vom Mittelfinger der einen Hand bis zur Spitze des Mittelfingers der anderen Hand. Diese Strecke wird dann markiert. Jetzt formuliert der Gläubige seinen Wunsch und hofft auf eine positive Antwort. Nach einem weiteren Moment der absoluten Konzentration wird erneut die Spannweite gemessen. Wenn die Fingerspitzen nicht mehr die vorhergehende Markierung erreichen, weiß der Gläubige, dass der Wunsch Erfolg hatte.
Die Anlage von Wat Phou und die Gebäude
Wer Wat Phou besucht dem sei der Besuch des Museums im Eingangsbereich empfohlen.
Verschaffen wir uns zuerst einen Überblick über diese wundervolle Tempelanlage. Wie bei allen Tempelanlagen ist Wat Phou in Ost – West Richtung ausgelegt. Als erstes fällt der große Baray, ein 200 x 600 Meter großes, künstlich angelegtes Wasserbecken ins Auge. Der Zeremonienteich, auf Laotisch nôrng sá, befindet sich auf der Aussenfläche vor dem eigentlichen Tempeleingang. Hier finden sich nördlich und südlich je ein weiteres kleineres Becken. Das südliche führt kein Wasser mehr und auch das zweite beinhaltet nur wenig Wasser. Sie symbolisieren in der hinduistischen Mythologie das Urmeer, das den Berg Meru umgab. Hier war der Sitz der Götter und so war der Bezug des Tempels zum Universum hergestellt.
Die erste Terrasse
Hier befindet sich auch der historische Eingang zum Tempelbezirk von Wat Phou, die treppenförmig gestaltete Promenade. Auffällig sind die immer wiederkehrenden 6 Löcher in den aus Laterit oder Sandstein bestehenden Blöcke. Sie dienten einst zum Transport dieser Blöcke. In diesen Löchern wurden Holzkeile befestigt und diese wurden mit Seilen an einer Tragstange befestigt. So konnten die Steine gut von 2 oder mehr Männern transportiert werden.
Auf der ersten Terrasse befinden sich rechts und links die Reste von rechteckigen Gebäuden. Diese stammen vermutlich aus dem 10. oder 11. Jahrhundert n. Chr.. Besonders bemerkenswert sind an den Gebäuden die gut erhaltenen Reliefs an den Türstürzen, die hinduistische Motive zeigen. Die symmetrisch angeordnetenGebäude sind mehr als 60 Meter lang und 40 Meter breit. Sie sind offen, hatten wohl mal einen Innenhof und werden fälschlicherweise „Palast“ genannt.
Gemäß der laotischen Tradition dienten die Gebäude zum Empfang von Pilgern und hochrangigen Besuchern, die sich für den Besuch der Tempels vorbereiteten. Dabei sollten die Häuser vermutlich die strickte Trennung der Männer und Frauen gewährleisten. Diese Theorie über die Nutzung wird dadurch gefestigt, da sich am nördlichen Gebäude die einzigen Abbildungen von Frauen im ganzen Tempel befinden. Eine weitere Besonderheit ist in den Baumaterialien zu finden. Das nördliche Gebäude ist aus rötlichem Laterit gebaut worden, während das südliche aus Sandstein errichtet wurde. Am Ende der Gebäude beginnt ein weiterer Weg. Folgt man diesem steht auf der südlichen Seite ein etwas verfallenes Gebäude aus dem 11. Jahrhundert.
Der Nandi Pavillon
Dieses Gebäude wird Nandi Pavillon genannt, nach dem Reittier von Shiva. An diesem Gebäude begann einst die alte Straße nach Angkor. Auf Luftaufnahmen dieser Region entdeckten Archäologen aber auf der anderen Seite des Hauptweges zum Tempel, dass auch hier ein ähnliches Gebäude gestanden haben muß. Auch eine weitere Straßenführung nach Norden zeigte das Bodenrelief auf.
Die zweite Terrasse
Eine kleine Treppe, gesäumt von den bekannten Frangipani-Bäumen, mit den wohlduftenden weißen Blüten, der Gattung Plumeria, führen hinauf zu dieser zweiten Terrasse. Hier liegen etwas abseits eine Yani (ein weibliches Symbol) und zwei Statuen, die kopflos sind.
An der folgenden Treppe steht die Statue vom Prinzen Kammatha. Andere Quellen sprechen bei diesem Standbild von einem Tor- oder Tempelwächter (Dvarapala). Dem Prinzen Kammatha wird die Gründung des Königreiches Champasak und des Königreiches Vat Phu zugeschrieben. Die Figur wird heute noch hoch verehrt und viele Pilger legen hier Opfergaben ab.
Auf der nächsten Ebene befinden sich links und rechts des Weges die Reste von jeweils 3 Ziegelsteintürmen aus dem 11. Jahrhundert n. Chr. Sie enthielten einst Lingame, diese heiligen Symbole für die Gottheit Shiva.
Es folgen sieben Treppen, die zu jeweils kleinen durch Lateritsteine gestützten Terrassen führen.
Steil ist die letzte Treppe, die zur 3. Ebene mit einer Fläche von zirka 60 x 60 Meter führt.
Die dritte Terrasse
Hier erreichen wir nun das zentrale Heiligtum. Ein Tempel, der vier große Buddha-Statuen enthält.
Von hier aus, zirka 70 Meter über den Barays, hat man eine wundervolle Aussicht über die Anlage und über die Ebene von Champasak. In früheren Zeiten war Wat Phou Shiva geweiht. Bemerkenswert ist hier am Heiligtum der architektonische Aufbau. Die zwei ersten Gebäude stammen aus der Zeit des 11. oder 12. Jahrhunderts n. Chr., während der Tempelturm (Prasat) auf das 6. Jahrhundert n. Chr. datiert wurde. Hier befand sich einst im Inneren ein Lingam, der mit dem heiligem Wasser der Quelle gespeist wurde.
Von der im Süden anschließenden „Bibliothek“ sind nur die Grundmauern erhalten. Hier lagerten aber wohl keine Schriften, sondern in diesem Raum wurden für heilige Zeremonien andere Gegenstände verwahrt.
Im Norden hinter dem Prasat steht eine Skulptur, die die hinduistische Dreieinigkeit darstellt. Die fünfköpfige und zehnarmige Abbildung von Shiva, dem vierköpfigen Brahma und von Vishnu. Diese Abbildungen wurden auf das 12. Jahrhundert n. Chr. datiert. Eine siamesische Inschrift auf der linken Seite berichtet davon, dass ein Gouverneur dieses Monument 1891 gereinigt hat.
Die heiligen Quellen von Wat Phou
Das Wasser dieser Quelle wurde in Steinbottichen gesammelt und über eine Leitung zum Lingam im Prasat geleitet. Das Wasser, das hier aus dem Gestein hervortritt, soll Glück und Gesundheit bringen. Noch heute füllen sich Gläubige hier Wasser ab und nehmen es mit nach Hause.
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Der nördliche Bereich des Heiligtums von Wat Phou
Hier finden sich einige Bruchstücke einer Naga-Treppe, ein Elefantenstein und ein Krokodilstein. Diese sind aber nicht so alt wie das Heiligtum selbst und stammen aus der Zeit nach dem 13. Jahrhundert n. Chr.
Resume meines Besuches
Auch wenn die Anreise sich etwas mühsam gestaltet entschädigt der Tempel Wat Phou mit seiner grandiosen Anlage, dem zeitlichen und historischen Hintergrund den Aufwand voll und ganz.
Auf jeden Fall sollte man wegen der Größe Zeit mitbringen, um alles in Ruhe betrachten zu können. Ein Besuch sollte schon sehr früh starten, da wenig bis gar kein Schatten vorhanden ist und so ist auch genügend Flüssigkeit, am besten Wasser, auf der Exkursion mitzunehmen. Doch nach dem schweißtreibenden und etwas beschwerlichen Aufstieg wird man mit einer fantastischen Aussicht und wunderschönen Artefakten entschädigt.
Eine weiter Sehenswürdigkeit in Laos die ich empfehlen kann:
Die Ebene der Tonkrüge in Laos
weitere Tempel in Laos:
Wat Nang Sida, Wat Thao Thao, Wat Um Tomo und Wat Phou
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