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Last Updated on 19. April 2023 by
Das beliebte Reiseland Thailand und was gehört zu einem thailändischen Tempel?
Viele Touristen hetzen pro Tag durch einen der mehreren tausend Tempel, dem Wat, in Thailand. Schnell wird der Fotoapparat oder das Handy gezückt und ein Foto gemacht für die daheim Gebliebenen. Dann, der Urlaub ist zu ende und man präsentiert stolz seine Reisebilder. Die Betrachter sind von der Schönheit, der farbigen Vielfalt der Tempelgebäude begeistert ! Doch dann geschieht das Unvermeidliche ! Was ist das eigentlich auf dem Foto – und ich meine nicht deine Frau Elvira ?
Na, hast Du keine Augen im Kopf ? Das ist ein Tempel, ein Wat ! Der Betrachter des Bildes lässt aber nicht locker „watt ist denn ein Wat und gehört das Gebäude dazu“ ? Warum ist da denn so eine große Trommel und warum hängen das so goldene Blättchen am Baum ? Oh, äh, ja …
Nur keine Sorge, wenn der Fotograf des Urlaubsfotos meinen Blog abonniert hat, kann er ja sofort eine Antwort auf all diese Fragen finden ! Wer noch nicht meinen Blog abonniert hat kann es jetzt sofort hier tun:
Was ist denn nun ein Wat?
Es ist ganz einfach: ein Wat ist eine Anzahl von Gebäuden, die in Größe, Aussehen, Farbgebung und Baumaterial zu religiösen Zwecken errichtet wurden. Die Bezeichnung Wat wird vornehmlich in Thailand, Laos und Kambodscha benutzt. Der Wat ist also ein Tempel, der eine Fläche umfasst, auf der Gebäude unterschiedlichster Art stehen. Sehr häufig ist er auch eine Art Gemeindezentrum, eine Schule und ein Mittelpunkt für kulturelle und religiöse Feste. Die Aufgaben des Wat sind genauso vielfältig. Es kann auch in dem Wat ein Museum beherbergt sein, wie zum Beispiel im Wat Intharawihan in Bangkok. Selbst Jahrmärkte finden in diesem Komplex manchmal statt.
Hier werden auch die Verstorbenen verbrannt und der Buddhismus gelehrt. Es hat viel Ähnlichkeit mit einem christlichen Kloster und ist doch so ganz anders.
Nicht zu vergessen ist die Nutzung als Friedhof bei der die Urnen und Chedis der Verstorbenen verwahrt werden.
Ein Tempel hat zwei Teile, den dem Buddha geweihten Teil – „Phuttawat“ und den „Sanghawat“, den Wohn- und Lebensbereich der Mönche.
Ganz besondere Ausprägungen in der Nutzung sind so genannte „Höllen-Tempel“ in denen anhand von grausamen Figuren die Strafe bei Vergehen verdeutlicht wird.
Die Begrenzung eines Wat
Begrenzt wird der Tempel von Kamphaeg Kaeo, auf Thailändisch กำแพงแก้ว, der „Juwelenmauer“. Diese Mauer oder besser Abgrenzung soll den heiligen Bereich von der Aussenwelt abschirmen und beschützen. Dabei muß es nicht immer eine Mauer sein. Es werden Gitter, Zäune, Hecken und Ketten verwendet. Oftmals gibt es eine zweite Kampaeng Kaeo. Diese umschließt den inneren besonderen Teil mit dem Ubosot, dem Herzstück eines jeden Tempels. Diese innere Mauer ist dabei häufig besonders hochwertig dekoriert. Spiegelmosaike, Stuckmalereien oder Betonreliefs sind häufig wahre Kunstwerke.
Der Bot oder auch Ubosot
Dieses meist schon von aussen besonders hervorstechende Gebäude ist das religiöse Zentrum des Wat. Der Bot auf Thai: โบสถ์ oder พระอุโบสถ ist die Gebetshalle und der heiligste Bereich. Hier in diesem Gebäude bekennen sich zwei mal im Monat die Mönche vor der zentralen Buddha-Figur zu den 227 Ordensregeln. Dieses geschieht am am 15. Tag des abnehmenden und am 15. Tag des zunehmenden Mondes. Bei diesem Ereignis, das auf Thailändisch suat patimok genannt wird, sind Aussenstehende nicht zugelassen.
An den Ubosot sind ganz besondere Anforderungen geknüpft. Es gibt eine gewisse Mindestgröße. 21 Mönche müssen im Bot einen Platz finden.
Von oben gesehen hat der Bot eine Ähnlichkeit mit einer christlichen Kirche. Man sieht eine Kreuzform. Dabei steht der Buddha im zentralen kurzen Längsbereich, gleich dem Altarraum in der christlichen Kirche. Die zentrale Buddha-Figur ist häufig mit anderen Buddhas, Mönchsfiguren oder besonderem Prunk umgeben. Ein schönes Beispiel dafür findet sich im Blauen Tempel in Chiang Rai. Der Haupteingang liegt auf der langen Seite dem Buddha gegenüber. An den beiden kürzeren Schenkeln der Kreuzform befinden sich meist auch Eingänge.
Hervorgehoben und somit auch für den Aussenstehenden leicht zu erkennen ist der Bot durch acht Markierungssteine, die Bai Sema, also die Grenzsteine.
Die Bai Sema
Die Bai Sema können aus den unterschiedlichsten Materialien gestaltet sein, ganz unterschiedliche Formen haben und ganz schlicht, aber auch sehr künstlerisch ausgeformt sein. Eines ist aber 100 prozentig immer gleich, die Anzahl: Es sind immer acht ! Jeweils an jeder der vier Ecken jeweils einer und die verbindenden Seitenlinien werden jeweils mittig mit einem weiteren Bai Sema geteilt. Es gibt diese Grenzsteine, die hunderte von Jahren alt sind, aber auch die modernen, die als Glaskugel geformt sind.
Der Chedi
Beginnen wir diesen Abschnitt gleich mit einer Frage: was ist der Unterschied von einem Chedi und einer Stupa? Ganz einfach, es gibt keinen Unterschied ! Das Wort Chedi kommt von der thailändischen Abwandlung des Wortes Cetia aus dem Pali, der Sprache Buddhas und Chaitya aus dem indischem Sanskrit. Beide Wörter bezeichnen einen Aufbewahrungsort einer Reliquie eines Buddhas.
Der Chedi gleicht einer Glocke, die auf einem runden oder mehreckigen Grundsockel steht. Dieser Sockel kann dabei einstufig oder auch mehrstufig sein und die einzelnen Stufen können von einigen Dezimetern bis zu mehreren Metern Höhe gestaltet sein. Auch ihre Dekoration kann sehr unterschiedlich ausfallen. In der Farb- und Gestaltungsgebung treffen wir häufig Dekorationen in Weiß, Gold mit Fliesen oder Keramikkachel. Chedis sind aber auch die letzte Ruhestätte von eingeäscherten hochrangigen oder reichen Persönlichkeiten.
Ganz besonders auffallend aber ist die Säulenreihe, die Hamika benannt wird, am Übergang vom glockenförmigen Körper zur Spitze, die ganz speziell in Thailand Verwendung im Baustil findet. Im Bereich der Khmer-Baukunst und in der Ayutthaya-Epoche wird dieser Baukomplex auch Prang bezeichnet.
Der Viharn
Der Viharn, der auch die Bezeichnung Sala Kara Parinya oder Wihan trägt, ist ein Gebäude, in dem mehrere religiöse Handlungen, die einen nicht so hohen Stellenwert haben, stattfinden. Hier werden Gebete mit der Gemeinde gesprochen oder gemeinsam Meditationen abgehalten. Im Viharn empfangen die Mönche die Spenden und die morgendliche Gabe der Speisen. Äußerlich kann sich ein Viharn kaum von einem Bod unterscheiden. Das wichtigste Merkmal ist jedoch, dass ein Viharn keine Bai Sema hat.
Ein Wat kann mehrere Viharn haben, jedoch nur einen Bot.
Die Chofa
Das ist ein Merkmal, das häufig auffällt und immer wieder erfragt wird. Die Chofa, das Himmelsbüschel, befindet sich am Ende eines Dachfirstes. Diese geschwungene, vergoldete Form stilisiert Garuda. Dieses Wesen, halb Mensch halb Vogel, das man auch häufig an Gebäuden findet, die eine staatliche oder königliche Funktion haben, soll das Reittier Vishnus aus der indischen Mythologie sein.
Der Mondop
Auch der Mondop ist in einem Tempel ein sehr markantes Gebäude. Zu erkennen ist es an dem pyramidenförmigen Dach. Dieses Dach ist aus einzelnen Dächern aufgebaut, die alle in einer langen Spitze enden. Im Mondop befindet sich sehr häufig eine Bibliothek und er ist auch Aufbewahrungsort besonderer Reliquien. Dazu zählt ebenfalls der Fußabdruck Buddhas. Entstanden ist diese Art des Gebäudes vermutlich in der Mon-Kultur.
Der Rabieng
Ein Wandelgang, der nach aussen durch eine Mauer abgeschlossen ist und innen durch einen Säulengang eine Gallerie bildet. Unter dem Dach befinden sich Buddha-Statuen in einer Reihe aufgestellt. Der Boden ist durch eine Stufe erhöht und auch hier gilt wie in vielen Bereichen eines Tempels: es werden die Schuhe ausgezogen. In Thailand darf man diese Bereiche auch mit Socken betreten. In anderen Ländern Südost Asiens, zum Beispiel Myanmar ist dies verboten. Die Eingangstore zum Rabieng sind immer abschließbar, häufig mit dicken, schweren Holztüren versehen. Häufig befinden sich hier auch grimmig schauenden Wächterfiguren, die dem Bösen keinen Zutritt gewähren und Geister abschrecken sollen.
Der Bodhi-Baum
Dieser Baum, der mit gelben Tüchern geschmückt wird und sehr oft ein sehr hohes Alter besitzt, symbolisiert den Baum, unter dem Siddharta Gautama in der Meditation die Erleuchtung erlangte. So ist der botanische Name „ficus religiosus“ sehr einfach zu verstehen. Die Bäume haben für die Gläubigen einen sehr hohen Stellenwert und werden in Ehren gehalten. Sehr große ausladende Äste werden mit Stangen gestützt, um diese vor dem Abbrechen zu bewahren. Häufig findet man dort auch einen Buddha-Statue vor.
Hier kommt auch die Erklärung der Bäume mit den goldenen Blättern! Besucher des Tempels können diese Anhänger, meist in Blattform, gegen einen kleinen Obulus erwerben, um auf dem Blatt mit Filzschreibern oder durch Eindrücken des Textes in das dünne Metall einen Wunsch an Buddha richten. Dieser wird dann symbolisch an einem Baum aufgehängt. So hat man etwas für sich und den Tempel getan – und wenn es dann noch hilft…
Ho Rakang
Nun kommen wir zur Frage vom Anfang zurück: warum ist da so eine große Trommel ? In dem Ho Rakang, dem Glockenturm, stehen oftmals sehr große Trommeln. Hier in dem kreuzförmigen Turm ist auch die große Glocke aufgehängt. Mit diesen Gegenständen werden die Mönche zum Gebet gerufen. Sie dienen weiterhin zum Stundenschlagen und um zu der Speisung zu rufen.
Das Krematorium
Viele der thailändischen Tempel besitzen ein Krematorium. Neuerdings gibt es sogar einige, die speziell ein Krematorium für Haustiere eingerichtet haben.
Hier werden die sterblichen Überreste der gläubigen Buddhisten dem Feuer übergeben. In den wenigsten geschieht es noch durch Holzfeuer. Bei den meisten Krematorien wird die Verbrennung durch eine Ölbefeuerung vorgenommen.
Für Interessierte hier ein Bericht über Thailand und der Tod
Khana, der Wohnbereich der Mönche
Hier, in einem oftmals etwas abseits gelegenem Bereich eines Wat, befinden sich die Wohnungen der Mönche. Diese Khuti genannten Gebäude sind der Rückzugsort für die Mönche. Ältere und hochrangige Mönche leben einzeln in ihrem Khuti, während sich Novizen und jüngere Mönche oftmals zu sechst einen Khuti teilen müssen.
Mehr Informationen über das Leben als Mönch in Thailand findet ihr hier: Mönch sein – das Leben eines Mönch
Weitere Gebäude die zum Tempel gehören
Häufig findet man in Tempelanlagen auch Schulen vor. Dort wird der Buddhismus gelehrt und auch der Unterricht für Kinder abgehalten, die aus ärmlichen Verhältnissen stammen. In Bangkok hat ein Tempel eine eigene Berufsschule, in denen Thailänder kostenfrei einen Beruf erlernen können.
Es gibt Salas. Dies sind Hallen, die den Besuchern von Tempelveranstaltungen als Schutz vor Sonne und Regen dienen und gleichzeitig Treffpunkte von Pilgern sind.
Sehr bekannt sind auch die thailändischen Yaks oder Yakshas, die Tempelwächter am Eingang mancher Tempel. Hier erfahrt Ihr mehr über diese großen Figuren und was es damit auf sich hat!
Yaksha – die Hüter der verborgenen Schätze
Ein Wort zum Schluß
Etwas, was ich seit Jahrzehnten immer und immer wieder beobachte: die Rücksichtslosigkeit der Touristen gegenüber der Religion und den Gläubigen!
Ich kann es einfach nicht verstehen, wenn Menschen sich nicht die Schuhe ausziehen wenn sie vor Buddha treten, obwohl überall teilweise mehrsprachige Hinweise hängen. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein in ordentlicher und langärmliger Kleidung ein Wat zu betreten. Oftmals kann man sich auch Tücher gegen einen kleinen Betrag ausleihen um sich seine Arme oder auch seine Beine zu verhüllen. Immer wieder erlebe ich dann dieses Gezeter um ein paar Cent, die die Touristen nicht zahlen wollen. Ich würde so etwas erst gar nicht anbieten, sondern diesen uneinsichtigen Menschen den Zugang verwehren.
Es sollte auch selbstverständlich sein, dass man keine Buddha-Figur erklimmt, sich auf Buddhas Knie setzt oder aufdringliche Selfies erstellt. Ist es denn so schwer etwas Respekt gegenüber einer anderen Religion und dem Glauben anderer Menschen aufzubringen?
Ich freue mich über Eure Meinungen und Kommentare zu diesem Thema hier unten im Bericht!
Euer Reiner
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Vielen Dank, Euer Reiner
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Lieber Reiner,
du weisst, wie sehr ich deine Beiträge wegen der Sachkenntnis und der sprachlichen Qualität schätze. Bei deinen Beobachtungen hältst du Abstand, wo du aufgrund deiner Beobachtungen andeer Meinung bist.
Im Freitags-Quickie zur Bekleidung von Touristen, wobei warum auch immer diese blöden Weiber in ihrer Zurschaustellungssucht am auffälligsten sind, bin ich in meiner Bewertung in allen meinen Beiträgen rabiater. Aber es gibt eben unterschiedliche Temperamente.
Das, was du am elementarem Wissen vermittelst, speichere ich mir immer in meine Lesezeichen zum Buddhismus, Es ist kompakter und verständlicher als Wikipedia. Danke.
Solltest du mal an Fotomaterial von Thai-Tussis, die in heissen Höschen und ausgeschnittenen Shirts Tempel besuchen oder an Glücksspielautomaten in Tempeln und an Schießbuden auf Tempelbasaren interessiert sein, so gebe ich es dir gern.
Aber vielleicht entspricht das nicht deinen Ansichten von Buddhismus, bei deren Kenntnis ein wieder geborener Buddha in Weinkrämpfe ausbrechen würde. Was heute in seinem Namen passiert ist unfassbar.
Lieber Manfred Spies, vielen Dank für das tolle Angebot von Bildern dieser speziellen Thematik. Sehr gerne würde ich dein Angebot annehmen. Selbstverständlich würde ich Dich natürlich bei der Veröffentlichung als Fotograf nennen. Schreibe mir doch mal per mail wie wir zueinander finden können.
Freue mich auf die Antwort, Reiner