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Die Brücke am Kwai – Die Vermischung von Realität und filmischer Darstellung
Die Brücke am Kwai, ein Ort, der vielen Menschen bekannt ist. Viele pfeifen den River Kwai Marsch aus dem Hollywood Klassiker „The bridge on the River Kwai“ laut vor sich her. Viele wissen aber fast nichts über die wahren Hintergründe dieser Brücke und die gravierenden Unterschiede der Filmfassungen zum original Schauplatz.
Brücke am Kwai Filmplakat
Wo liegt die Brücke am Kwai
Die Stadt Kanchanaburi gilt auch als Tor zum Westen Thailands. Eine ruhige Stadt, die leicht zu erreichen ist. Sie liegt am Zusammenfluss der Flüsse Kwae Yai und Khwae Noi, der als Mae Klong in Richtung thailändischem Golf fließt. Die Stadt ist gut zu erreichen. Berühmt wurde sie durch die historische Geschichte der Eisenbahn, durch einen Roman und der späteren Filmproduktion aus Hollywood.
Der geschichtliche Hintergrund der
Brücke am Kwai
Alles begann mit dem Eindringen japanischer Truppen ab dem 8. Dezember 1941, von Battambang in Kambodscha aus, nach Thailand. Die Japaner landeten auf dem Flughafen Don Muang in Bangkok und an der Küste Thailands, auf dem Seeweg in Hua Hin.
Seit 1910 bestand schon ein Plan der britischen Kolonialverwaltung in Indien eine Eisenbahnverbindung zu schaffen. Im Jahr 1942 wurde begonnen den japanische Plan umzusetzen mit dem Bau einer Eisenbahnlinie, die Singapur, Hanoi und Rangon verbindet, um später das indische Eisenbahnnetz einzubinden. Durch diese Bahn konnten der Angriff und die Versorgung der japanischen Truppen in Burma, dem heutigen Myanmar, ermöglicht werden. Mit der Eroberung Singapurs fielen den Japanern zirka 300 Lokomotiven sowie Gleismaterial in die Hände. So entstand der Gedanke der Siam-Birma Eisenbahn.
Japan verfügte über zirka 68000 „offizielle“ Kriegsgefangene. Es waren Engländer, Australier, Holländer und Amerikaner. Von ihnen liegen heute 6982 auf den Kriegsfriedhöfen von Kanchanaburi. Die asiatischen Zwangsarbeiter – die Japaner nannten sie „Romuscha“ = Zusammengetriebene, in der Mehrheit Burmesen, aber auch Indoneer, Malaien, Vietnamesen und Inder. Sie waren den Japanern nicht mal das Papier wert um eine Totenstatistik zu führen. Die restlichen Aufzeichnungen darüber wurden am Kriegsende von den Japanern dann noch vernichtet. Die Franzosen in Indochina kamen zu einem Übereinkommen mit den Japanern und wurden so nicht zum Bau herangezogen.
Die Eisenbahn sollte den Angriff und die Versorgung der japanischen Truppen auf das nahe gelegene Burma, das heutige Myanmar ermöglichen. Die Eisenbahn sollte durch ein sehr schwer zugängliches, bergiges, von Urwald bedecktes Gebiet führen. Die Japaner berechneten ein Bauzeit von 5 Jahren! Das war natürlich für die japanischen Generäle viel zu lange, man verlangte eine Bauzeit von 12 Monaten.
Die unmenschlichen Bedingungen beim Streckenbau
für den Bau der gesamten Strecke wurden durch den unmenschlichen Druck der Japaner am Ende nur 16 Monate benötigt. Durch die extremen Umstände, wenig Verpflegung, tropische Krankheiten, schlechte oder gar keine medizinische Versorgung und den unmenschlichen Druck, den die Japaner auf die Arbeiter ausübten, starben zirka 100000 asiatische Zwangsarbeiter und zusätzlich ungefähr 61000 alliierte Kriegsgefangene. So bekam die Birma – Thailand Eisenbahn den Titel „Todesbahn“. Nachweislich stellte diese Behandlung der Kriegsgefangenen ein Kriegsverbrechen dar.
Der Bau der original Brücke am Kwai
Eigentlich müssen wir von zwei Brücken sprechen. Die erste Holzbrücke wurde bei einem Bombenangriff 1945 zerstört. Die zweite Brücke wurde 50 Meter entfernt errichtet. Sie war aus Stahl gefertigt. Auch diese Brücke am Kwai erhielt im Mittelteil einen Bombentreffer, wurde aber bis 1946 repariert. Die eigentliche Zugstrecke war durchgängig nur zwei Tage im Betrieb.
Der Hollywood Film – Die Brücke am Kwai
Der Kinofilm basiert auf dem Roman „Le Pont de la rivière Kwai“ von Boulee (1912 – 1994) und spiegelt die Widersinnigkeit des Krieges wieder.
Eine Gruppe von britischen Kriegsgefangenen, angeführt von Colonel Nicolson (Alec Guiness) sollen gezwungen werden eine Brücke über den Fluß Mae Nam Khwae Yai zu errichten. Der japanische Lagerkommandant, Oberst Saito (Sessue Hayakawa), besteht dabei darauf, dass die britischen Soldaten auch schwere körperliche Arbeiten zu verrichten hätten. Dies ist laut der Genfer Konvention, die Japan aber nicht unterzeichnet hat, verboten.
Colonel Nickolson widersetzt sich massiv und schafft es mit seiner Sturheit Oberst Saito dazu zu bewegen, dass die englischen Gefangenen nur Führungsaufgaben übernehmen.
Stolz – Pflichterfüllung – und dem Feind zu helfen
Jetzt beginnt im Film der wundervolle, szenisch aufgearbeitete Teil, in dem der Zwiespalt zwischen Stolz, Ausdruck der englischen Überlegenheit über Japan und gleichzeitig die Abneigung für den Feind Aufbauarbeit zu leisten.
Das Britische Oberkommando beauftragt im Film eine Komandotruppe, gespielt von William Holden, Jack Hawkins und Geoffrey Horn, diese Brücke am Kwai als Lebensader der Japaner zu zerstören.
Da die Brücke schneller und besser in kürzerer Zeit vollendet wird muß Saito die englische Höchstleistung eingestehen.
Der Film wurde mit Preisen überschüttet! Als bester Film 1957 erhielt “ The bridge on the river Kwai“ 7 Oskars. Regie führte bei den Aufnahmen David Lean.
Bei der Einweihung der Brücke, die für den Film in Ceylon, dem heutigen Sri Lanka, aus Bambus nachgebaut wurde, entdecken Saito und Colonel Nicolson die Sprengpakete. Im darauf folgenden Feuergefecht wird Saito erschossen. Colonel Nicolson will während dessen die Sprengung der Brücke durch die Briten verhindern. Für ihn war die Brücke das Symbol des Triumphes der Briten über den Feind geworden. Er wird bei dem Versuch die Zündung der Bomben vom britischen Mayor Warden (Jack Hawkins) angeschossen. Er fällt dabei auf den Auslöser und zerstört damit die Brücke selber.
Gedreht wurde der Kinofilm komplett in Ceylon, dem heutigen Sri Lanka. In den Museen in Thailand wird darauf hingewiesen, dass die wahren Qualen der Bauarbeiter und Kriegsgefangenen nur am Rande der Story oder teilweise gar nicht thematisiert werden.
Hier noch ein Video über den Drehort und die Sprengung der Brücke in Sri Lanka auf Schweizerdeutsch.
Was noch zu einem Besuch der River Kwai Bridge dazu gehört:
Der Soldatenfriedhof in Kanchanaburi
Der auch Don-Rak-Soldatenfriedhof genannte Soldatenfriedhof ist die letzte Ruhestätte der Opfer des Baus der Birma-Eisenbahn im Zweiten Weltkrieg. Der Friedhof an der Hauptstraße in der Stadt Kanchanaburi wird von der Commonwealth War Graves Commission unterhalten. Auf ihm fanden die sterblichen Überreste australischer, britischer und niederländischer Kriegsgefangener, die von den Japanern zur Arbeit an der Eisenbahnlinie gezwungen wurden, ihren letzten Ruheplatz.
In der Nähe befindet sich auch das privat finanzierte Thailand-Burma Railway Museum. Hier wird anhand von Ausstellungsstücken die Geschichte der Eisenbahn und der Gefangenen beschrieben, die beim Bau der Eisenbahn gestorben sind.
Ein weiterer Film über Thailand, der es mit der Wirklichkeit nicht so genau nimmt:
Die Wahrheit über Anna und der König von Siam
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Sehr interessanter Beitrag! War schon mehrmals in Kanchanaburi und bin immer wieder fasziniert. Sehr zu empfehlen ist auch der Hellfire Pass, welcher sich circa 1.5 Fahrstunden entfernt von der Brücke am Kwai befindet.
Hallo Simon,
danke für Deinen kommentar!
Du hast vollkommen recht, der Hellfire Pass ist vor allem für geschichtsinteressierte zu empfehlen!
LG Reiner
Wow! Was für ein toller und umfangreicher Artikel! Ich war vor vielen Jahren dort. Mich hat speziell das Railway Museum sehr beeindruckt. Mir wurde dort so richtig bewusst, wie schrecklich der Krieg auch in Thailand gewütet hat.
LG
Ulrike
Hallo liebe Ulrike!
Vielen Dank für die netten Worte und ein ganz GROSSES SORRY das ich mich erst jetzt melde. Wie Du weißt bin ich ja etwas gesundheitlich eingeschränkt. Ja, es ist auch immer für mich erschreckend wenn ich auf den Soldatenfriedhöfen dieser Welt stehe und begreifen muß wie dumm die Menschen sind. In tausenden von Jahren hat der Mensch nicht gelernt, dass Kriege nur Elend und Verderben bringen und niemals es einen Gewinner gibt sondern nur Menschen die ihr Leben verloren haben. Leider ist dieses Wahrzeichen (Die Brücke) mehr zu einem Touristenrummel verkommen und nur wenige Besuchen das Museum und den Friedhof. Wir alle sollten dazu beitragen das die Menschen friedlich und respektvoll miteinander umgehen!
Ganz liebe Grüße
Reiner