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Last Updated on 14. Januar 2023 by
Phanom Rung – ein beeindruckendes Baudenkmal der Khmer
Phanom Rung oder auch vollständig: Prasat Hin Khao Phanom Rung ist einer der beeindruckendsten Khmer-Tempel aus der Zeit der historischen Khmer. Nahe der Provinzhauptstadt Buri Ram gelegen ist es ein hoch interessantes Ziel vieler Einheimischer und vieler Touristen, die an der Historie Thailands und an den Khmer Interesse zeigen. Ebenfalls ist der Tempel für seine wunderbar erhaltenen Baudenkmäler und der Architektur der Khmer eine Kostbarkeit, die mit den besonderen Steinmetzarbeiten hervorsticht.
Wo befindet sich Phanom Rung
Etwas mehr als 100 Km südöstlich von der Stadt Khorat und 50 Km südlich von der Provinzhauptstadt Buri Ram liegt der Historische Park Phanom Rung mit dem Tempelbezirk.
Wir haben in Buri Ram übernachtet und haben uns einen ortskundigen Taxifahrer genommen, der uns bis zum Eingang des Historical Park Phanom Rung gefahren hat.
Übersichtskarte von Phanom Rung vom Satelliten aus
Die Geschichte von Phanom Rung
Prasat Hin Khao Phanom Rung ist die vollständige Bezeichnung des Tempelbezirkes. Übersetzt aus der Khmer Sprache bedeutet es „Palast aus Stein auf dem Berg Rung“ wobei Phanom Rung als „Breiter Berg“ übersetzt werden kann.
Schon im 7. Jahrhundert gab es hier Siedlungen. Diese Region gehörte vom 9. bis in das 13. Jahrhundert zu dem freien Fürstentum der Mahidharapura-Dynastie. Inschriften geben eine Überblick über diesen Teil der Geschichte.
Ein Mann namens Hiranya berichtet, dass sein Vater, Narendraditya, ein Vasall von Suryavarman II. war, dem Erbauer von Angkor Wat. Es bestand also vermutlich eine sehr enge Freundschaft beider Herrscher. Hiranya machte aber in der Steele deutlich, dass er kein Versalle der Khmer-Herrschaft mehr war. Als erstes war Phanom Rung ein Palast, erst zu späterem Zeitpunkt wurde er ein Tempel, der der hinduistischen Göttin Shiva geweiht war. Davon zeugen eindrucksvolle Steinmetzarbeiten und Wanddekorationen. Später wurde Phanom Rung von Buddistischen Mönchen übernommen und zum Wat umgestaltet.
Die Handelsroute zwischen Angkor Wat und Vimayapura
Phanom Rung war wirtschaftlich hervorragend an der Handelsroute zwischen Angkor und dem heutigen Phi Mai gelegen, das damals unter dem Namen Vimayapura bekannt war. Noch heute soll eine Strasse im Dschungel nach Angkor Wat existieren. Bewiesen wurde dieser Weg an Hand von Brückenruinen und sogenannten Rasthäusern. Der Khmer-König Jayavarman der VII. befahl den Bau von 17 Rasthäusern an dieser 225 Km langen, bewachten und gepflasterten Steinstrasse.
Wie bei so vielen Bauwerken verschwand auch Phanom Rung im Schatten der Geschichte. Erst im 20. Jahrhundert besann man sich der Ruinen und begann 1971 eine aufwändige Restaurierung zu einer der heute schönsten Anlagen der Zeit der Khmer.
Der eigentliche Khmer-Tempel liegt auf einem 380 Meter hohen nicht mehr aktiven Vulkan. Dieser erlosche Vulkan ist weithin sichtbar in einer sonst sehr flachen Ebene. Diese Anhöhe bot sich förmlich für die Errichtung eines Heiligtums an. Entspricht der Berg dem alten Mythos vom Berg Meru, dem Hinduistischen Glauben nach dem Sitz der Götter. Eindrucksvoll ist der Ausblick über die weite Ebene von der Bergspitze aus, der bei schönem Wetter bis nach Kambodscha reicht.
Viermal im Jahr, kommt es zu dem Schauspiel, bei dem die Sonne durch die ganze Anlage mit den 15 Torbögen strahlt. Im März und Oktober ist es die untergehende Sonne und im April und September ist es die aufgehende Sonne. Viele der Einwohner von Buriram glauben, dass das die ersten Sonnenstrahlen, die durch die Torbögen gelangen, das reinste und intensivste Licht und in der Lage sei, alles Böse und Unheilvolle zu Asche zu verbrennen. Jedes Jahr im April findet deshalb um diese Zeit dann das große Phanom Rung Festival statt.
Die Halle des Weißen Elefanten
(White Elephant Hall)
Über eine Steintreppe aus Laterit gelangt man zur Halle der weißen Elefanten. Der Name entstand aus der Geschichte heraus, dass jeder König weiße Elefanten besessen haben muß und diese mußten ja irgendwo untergebracht werden. Nach der Meinung der heutigen Wissenschaft wird es sich aber um eine Art Umkleideraum gehandelt haben. Dort wird der Herrscher seine Gewänder gegen spezielle Kleidung für die rituellen Handlungen getauscht haben. Dieses Bauwerk war wahrscheinlich mit einem Dach aus Holz gedeckt. Davon sind natürlich keinerlei Reste im Laufe der Zeit erhalten geblieben.
Die aus Stein gedrechselten Säulen in Fenstern der Pavillons der Weißen Elefanten lassen durch ihre Form eine genaue zeitliche Bestimmung durch die Archäologie zu. So wurden zu unterschiedlichen Zeiten immer wieder anderen Formen gewählt.
Der Königsweg und die erste Naga Brücke
Von der White Elephant Hall führt der Weg zu einer kreuzförmigen Terrasse. Hier beginnt der so benannte Königsweg von Phanom Rung. Randsteine in Form von Lotusblüten säumen diesen 160 Meter langen, mit Laterit Gestein gepflasterten Weg in Richtung der ersten Naga Brücke.
Die Nagas beschützen und bewachen den Übergang von der irdischen zur göttlichen Welt. Daher wird auch die Bezeichnung Brücke klarer, da es sich ja um keine Brücke in dem von uns gewohnten Sinne handelt.
Eine 30 Meter hohe, in 5 Stufen unterteilte Treppe führt uns direkt zur Ebene mit den 4 Teichen der Tempelanlage. Die Teiche sind symmetrisch angeordnet und sind gleich groß. Sie stellen die vier Ozeane der Khmer-Mythologie dar.
Die zweite Naga Brücke
Es folgt eine zweite Nage-Brücke. Hier schauen die Nagas grimmiger. Im Bodenbereich findet man Vertiefungen, die für rituelle Gegenstände dienten – oder auch zur Aufnahme von Holzsäulen oder Masten, die wohl Stoffbahnen hielten.
Auf der Terrasse befindet sich eine rechteckige Galerie, die 4 Eingänge anbietet. Diese Eingänge führen dann in den Hof mit dem Allerheiligsten . Wir nehmen den an der Treppe liegenden östlichem Gopura, einem Eingang, der uns weiter zum Heiligtum vordringen läßt. Hier sollte man besonderes Augenmerk auf die Türstürze und Reliefs richten. Alle diese Darstellungen geben Themen der Mythologie wieder.
Der innerste heilige Bezirk
Durchschreitet man den Torbogen, kommt man zur 3. Naga Brücke und erblickt den Mandapa. Dieses Gebäude verhindert zunächst den Blick auf das eigentliche Heiligtum. Der Mandapa ist der Vorraum, der durch einen Gang mit dem Prang verbunden ist.
Der Prang
Der Prang ist der Hauptturm und besteht aus Sandstein. Mit 23 Metern Höhe und 9 Metern Breite ist er das zentrale Bauwerk von Phanom Rung. Das ca. im 12. Jahrhundert errichtete Gebäude ist kunstvoll mit Steinmetzarbeiten und mythologischen Abbildungen verziert.
Im Zentrum des Turmes steht das Lingam des Shivas.
Der Linga des Shiva , oftmals fälschlicherweise als Phallussymbol bezeichnet, ist wohl die älteste Darstellung für einen Gott, eine Gottheit oder das Göttliche.
Der Prang Noi
Dieser etwas abseits gelegene Turm wurde wahrscheinlich im ausgehenden 10. Jahrhundert errichtet. Er gilt somit als das älteste Bauwerk der Anlage. Nach Meinung der Archäologen blieb er jedoch unvollendet
Die Bibliotheken
Die links und rechts platzierten Gebäude am Haupteingang werden als Banalais, als Bibliotheken bezeichnet. Diese Gebäudeart findet man fast überall in den Khmer-Tempeln, so auch in Angkor Wat.
Abschließend sei angemerkt, dass ein Besuch des Phanom Rung ein Muß für den geschichtsinteressierten Thailand / Südostasien Besucher ist. Hier erkennt und erlebt er den direkten Zusammenhang zwischen Angkor Wat, Phi Mai, Phanom Rung und den weiteren Khmer-Anlagen in Thailand und Kambodscha. Durch die Schönheit und den sehr guten Zustand der Anlage lohnt es für den Besuch eine längere Zeit einzuplanen und vor allem den Besuch so früh wie möglich zu beginnen, da die Tagestemperaturen den Aufstieg beschwerlich machen können.
Geschichtlich auch sehr interessant: Prasat Muang Tham ganz in der Nähe von Phanom Rung.
Ein Tempel ganz in der Nähe Burirams: Wat Khao Phra Angkhan
Wie wäre es denn mit „klein Angkor“ – der historische Park Phimai mit dem Prasat Hin Phimai
Das sieht ja super aus und scheint ja etwas abseits der normalen Trampelpfade zu liegen. Genau die richtige Inspiration für meine nächste Reise 🙂
Liebe Grüße
Dorie von http://www.thedorie.com
Hallo Doris,
schön wenn ich dir Inspirationen geben kann. Ich bin ab 18. Dezember wieder Vorort. Solltest Du also in der Zeit bis Ende Februar in Thailand weilen und Interesse daran haben oder vielleicht auch an anderen Tempelanlagen z.B. Sukhothai würde ich dir eine private Führung anbieten mit ganz viel Input und historischen Hintergrund.
Alles Lieb aus Gütersloh in Germany 😉
Reiner